Die Business-Idee
Die Schweiz ist ein Weinland. Zwar denkt man bei der Frage nach typischen Schweizer Produkten nicht sofort an Wein, fast die Hälfte des konsumierten (reinen) Alkohols pro Kopf ist laut Statista hierzulande aber Wein. Und der volumenmässige Marktanteil von Schweizer Weinen (27,5 Prozent) steigt laut Bundesamt für Landwirtschaft stetig: 2019 wurden je rund 47 Millionen Liter Weiss- und Rotwein aus der Schweiz getrunken. Den zahlreichen Winzerinnen und Weinbauern die Möglichkeit zur Online-Direktvermarktung bieten will das Kilchberger Startup Winemaker: «Unsere Plattform will den direkten Austausch zwischen Weinfreunden und Weingütern fördern und authentische Einblicke in die Arbeit von Winzerinnen und Winzern geben», sagt Mitgründer Felix Wenger, «wir sichern die Bestell-, Zahlungs- und Logistikabwicklung – und zwar zu fairen Direktverkaufspreisen.»
Die Gründer
Anfang 2020 kamen die Gründer auf die Idee und traten in Kontakt mit ersten Weingütern. Im Mai gründeten Felix Wenger, Elian Kool, Melanie Kampfer, Bianka König und Bartosz Podlewski die Winemaker World SA und begannen mit der Entwicklung der Plattform, im Oktober ging winemaker.com mit rund 100 Schweizer Weingütern und über 1000 Weinen live. 15 festangestellte Mitarbeitende beschäftigt das Startup bereits. Seit 2021 hat das Jungunternehmen auch eine GmbH in Deutschland.
Der Markt
Winemaker setzt auf Authentizität und Kundennähe. Wie bei einem Vor-Ort-Besuch auf einem Weingut soll die Winzerfamilie mit ihrer Geschichte und ihrer Passion im Fokus stehen und wird auf der Plattform in Texten, Bildern und Videos porträtiert, die von rund 25 Freelancern in einem einheitlichen Format und in vier Sprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch) gestaltet werden. «Wir wollen online ein Weingut-Einkausferlebnis bieten», so Wenger. Viele Weingüter hätten zwar Websites, doch die Pflege und Administration von Bestellungen sei für die meisten Weinbauern ein leidliches Thema: «Wir haben mit unserem Angebot quasi offene Türen eingerannt.»
Um das Marketing digital wie analog voranzutreiben, sucht das Gründerteam noch Food-erfahrene Marketing-Unterstützung. «So ein besonderes Angebot wie unseren Pop-up-Store im Mai in Zürich können wir uns unter professioneller Leitung öfter vorstellen», so Wenger. «Damals haben wir Winzerinnen und Winzer für ein ‹meet & drink› in die Stadt geholt.»
Das Kapital
Die fünf Gründer haben ihr Startup bisher selbst finanziert. Erste Umsätze fliessen, doch die Gewinnschwelle ist noch nicht erreicht. Die Weingüter zahlen für die Präsenz auf der Plattform nichts. An jedem Verkauf verdienen die Gründerinnen und Gründer aber genau so viel wie die Weinbauern: «Wir teilen uns die Marge, aber bei höheren Bestellungen auch den Gratisversand fair fifty-fifty», erklärt Felix Wenger.
Die Chance
Seit Oktober können auch deutsche Kunden auf der Plattform bestellen, seit November hat Winemaker ausserdem je ein erstes Dutzend französische, italienische und österreichische Weingüter auf der Plattform aufgeschaltet. «Wir können jetzt also Schweizer Weine exportieren und ausländische Weine importieren – die Expansion schreitet voran», sagt Wenger. «Aktuell haben wir rund 2000 Weine, im nächsten Sommer werden wir bis zu 10’000 Flaschen im Angebot haben.» Um Kunden dann im grossen Angebotsdschungel Orientierung bieten zu können, kooperiert das Jungunternehmen mit dem kalifornischen Startup Tastry: «Mithilfe künstlicher Intelligenz analysieren wir rund 100’000 Geschmackspunkte einzelner Weine und können so zum gewohnten Geschmack passende Weine offerieren», beschreibt Felix Wenger die Winematcher-Funktion.
Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investoren und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall da, wo Podcasts zu Hause sind.