Veränderungen im Bereich der Sozialversicherungen sind kompliziert. Wer davon profitiert und wer das bezahlt, ist nicht immer einfach zu beantworten. Anders ist das bei der Initiative zur 13. AHV-Rente. Die Hauptprofiteure sind die heute älteren Menschen, weil die kaum etwas zur Finanzierung beitragen, aber vollumfänglich kassieren.
Dass das eine Chance auf Erfolg hat, liegt daran, dass das Durchschnittsalter derjenigen, die wählen gehen, mittlerweile zwischen 55 und 60 Jahren liegt. Es riecht nach Selbstbedienung des älteren Mittelstands aus den eh schon leeren Kassen der Sozialversicherungen. Ab Mitte fünfzig gehören praktisch alle zu den Profiteuren der angedachten Reform.
Der Gastautor
Der Ökonom Klaus Wellershoff ist Gründer und Verwaltungsratspräsident von Wellershoff & Partners sowie Honorarprofessor an der Universität St. Gallen. Die Ansichten der Gastkolumnisten müssen nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
Warum? Prinzipiell muss die Rentenerhöhung entweder durch eine Erhöhung des Lohnabzugs oder aus dem Bundeshaushalt bezahlt werden. Von den Älteren zahlen aber nur die noch nicht pensionierten Menschen einen Lohnanteil, und die auch nur noch wenige Jahre. Auch bei den Steuern sieht es nicht viel anders aus. Die Menschen, die in Pension sind, verdienen zusammen nur etwa 20 Prozent des steuerbaren Einkommens in der Schweiz.
Arbeitslosenquote ist dank tiefen Lohnnebenkosten niedrig
Wenn Sie das nicht glauben, rechnen Sie doch mal aus, wie viel Sie eine Annahme der Initiative kosten und was sie Ihnen bringen würde, wenn Sie heute sechzig Jahre alt wären. Ich bin beinahe sechzig, wirtschaftlich erfolgreich und gehöre ganz klar zu den Profiteuren der als sozial angepriesenen 13. AHV-Rente. Wenn es um eine Verbesserung des sozialen Ausgleichs ginge, würde man die AHV anders reformieren.
Der Einwand, dass die Jungen später selbst die höhere Rente erhalten werden, ändert an dieser Tatsache nichts. Die Jungen kriegen später vielleicht eine höhere Rente, wenn dann noch Geld in der AHV ist, werden aber auch ein Leben lang dafür Steuern und Lohnprozente gezahlt haben. Die Einzigen, die für die höhere Rente nichts zahlen, bleiben die heute Älteren.
Das ist doppelt stossend, denn tiefe Lohnnebenkosten sind ein wichtiger Grund, warum bei uns die Arbeitslosigkeit niedriger ist als bei den Nachbarn. Wer die erhöht, verschlechtert die Arbeitsmarktaussichten der Jungen.
Die sozial schwachen Menschen brauchen die Hilfe
Und mehr Konkurrenz um knappe Mittel im Bundeshaushalt brauchen wir auch nicht. Die unnötige Unterstützung für den Mittelstand verdrängt die sehr wohl nötige stärkere Unterstützung der sozial schwachen Menschen. Aber nicht nur die. Auch die notwendigen Investitionen in Infrastruktur, wie Bahn, Strassen, Stromnetze und die Ausgaben für unsere Sicherheit.
Kurzum: Freibier für die Alten ist eine Schnapsidee!
24 Kommentare
Dazu muss noch so einiges gesagt werden :
Die Reichen bekommen diese 13. AHV-Rente auch, ist auch voll Ok, meine ich, denn, das, was sie in die AHV eingebracht haben in all ihren Jahren ist ein Vielfaches einer künftigen 13. AHV-Rente.
Zudem, bedenken wir, dass Arbeitnehmer in all den Jahren, für den 13. Monatslohn auch AHV bezahlt, geschweige noch, dass die AHV all diese Monate nicht anrechnet in der Zeit!
Und jetzt noch was zu den Weiterarbeitenden nach dem Rentenalter. Diese erhalten Rente, müssen aber gleich wieder abgeben, sofern sie beziehen, ohne irgendeine Anrechnung! Was ist dass denn für ein krankes System!
Zeigt einfach mal mehr, dass es nur um Abzocke geht!
Zu den Jungen noch was. Sie kommen ja auch mal in Rente. Sie können sehr wahrscheinlich sogar noch ein Erbe antreten, welches sich vermehren wird, da viele Rentner auch sparen. Klar haben viele Rentner Vermögen angehäuft, dazu muss aber gesagt sein, dass das Alter sehr viel kosten kann. Ich denke da an Altenheim, Pflegebedürftigkeit etc., all das kann schnell mal 6'000.- pro Monat kosten.
Wenn's dann nicht mehr reichen sollte, wird ja zuerst mal bei den Jungen geholt.
Hoffe sehr, dass diese Initiative angenommen wird. Sie soll ja allenfalls ab 2026 kommen.
Die heutigen rentner werden im schnitt ca. 25 jahre rente beziehen. Das ist schön, aber längerfristig, wird es zu eigenartigen szenarios kommen: ein grossteil der bevölkerung ( die älteren) werden ein komfortables leben geniessen, abgekoppelt von den sorgen der jüngeren, die um die letzten resourcen kämpfen müssen.( wohnung, prämien, jobs). Das wird ein kampf geben, zwischen jung und alt
Esthermoser: 65 + 25 ergibt 90 Jahre. Echt jetzt, die Rentner werden so alt? Vielleicht überdenken Sie Ihren Kommentar noch einmal!
Esthermoser: Jetzt mal ganz langsamt, also, 65 und 25 ergibt 90. Sie meinen also dass das Durchschnittsalter in der Schweiz bei 90 Jahren liegt? Es gibt an vielen Orten Hilfe für rechenschwache Menschen........
Sie entäuschen Herr Wellershoff. Aber ich hätte es mir denken können, da Sie sicher zu den Nettozahlern dieses Systems gehören. Ich denke, Sie haben das System AHV nicht ganz richtig kapiert oder wollen es offensichtlich nicht kapieren. Die AHV gehört zu den echten Sozialversicherungen und die Finanzierung könnte schlicht über eine Kapitaltransaktionssteuer erfolgen und müsste weder über Lohnabzüge noch über die Mwst. finanziert werden. Dann würde sogar eine 14. oder 15. Rente keine Utopie. Eigentlich müsste ich scheiden, weil mir und meiner Frau jährlich ca. 14'000Franken nur durch den Umstand dass wir verheiratet sind, durch die Lappen gehen, weil die Rente für Ehepaare nur 150% der Einzelrente ausmacht. Ich finde es wäre Zeit, endlich etwas zu tun, dass die Schere zwischen reich und arm nicht weiter aufgeht. Die 13. Rente ist keine Schnaps- oder Bieridee (für Sie vielleicht) sondern ein erster Schritt in die richtige Richtung. Wenn jemand nach "Freibier" schmeckt, sind das sicher die unfähigen "Boni-Ritter" die eine Grossbank an die Wand fahren und dann über Nacht vom Staat gerettet werden müssen. Ist das fair Herr Wellershoff?
eigentlich gehts ja um eine Erhöhung der Rente um 8.3%. Etwa 20% (oder sogar mehr als 1/5 ..) davon werden("'/würden'") in Form von Steuern sogleich wieder zurück an den Staat fliessen.
Es geht also um eine (Real-) Lohnerhöhung von lediglich ca. 6.7% - nach wievielen Jahren ..... seit der letzten ?
Absolut richtig. Renten werden zu 100% besteuert und das ohne Abzugsmöglichkeiten. So manche(r) Renter(in) wird mehr Steuern bezahlen, als Netto mehr bekommen.