Die Partei stellt sich gegen den Euro, ihre Kritiker wähnen sie weit im rechtskonservativen Lager. Nun hat die Alternative für Deutschland (AfD) in den beiden neuen ostdeutschen Bundesländern Thüringen und Brandenburg aus dem Stand zweistellige Ergebnisse geholt: Sie kam auf vorläufige 10,6 beziehungsweise 12,2 Prozent und zieht damit souverän in die Länderparlamente ein. Bereits vor zwei Wochen war der AfD das in Sachsen mit einem fast zweistelligen Ergebnis gelungen.
Bei den etablierten Parteien stösst der Aufstieg der AfD auf Unverständnis. Man geht auf Distanz. So hatte der Generalsekretär der konservativen CDU vor der Sachsen-Wahl betont, dass die AfD für ein «rückwärtsgewandtes Gesellschaftsbild» stehe. Die Partei intgegriere nicht, sondern «sie spaltet das Land». Die Sozialdemokraten der SPD schliessen aus ähnlichen Gründen eine Partnerschaft mit der AfD aus.
AfD hat die Schweiz als Vorbild
Tatsächlich provoziert AfD-Chef Bernd Lucke das politische Establishment bereits seit Monaten – und kupfert dabei auch bei der Schweiz ab. Nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative begrüsste Lucke das Ergebnis und nannte die Schweiz als Vorbild für Deutschland. Denn mit Volksabstimmungen – etwa zum Thema Zuwanderung – könnten laut Lucke Probleme angegangen werden, welche die Politik ignoriere.
Mit Schweizer Abstimmungen warb die Partei im Europa-Wahlkampf im Frühjahr auch auf grossflächigen Plakaten. In Deutschland gibt es seit dem Zweiten Weltkrieg keine bundesweiten Volksabstimmungen mehr.
Zum Kern der politischen Forderungen der AfD gehört seit jeher die «geordnete Auflösung» des Euro – auch damit stellt sich die Partei gegen die etablierte Politik in Deutschland. Die AfD will nationale Währungen wieder einführen beziehungsweise eine kleinere Euro-Zone schaffen mit vermeintlich ähnlicheren Partnern.
AfD-Gründer Lucke mit Straubhaar an der Uni Hamburg
Bereits vor Gründung der Partei im Februar 2013 provozierte Lucke die Politik. Im Jahr 2005 war er gemeinsam mit dem Schweizer Ökonomenkollegen Thomas Straubhaar Initiator des sogenannten «Hamburger Appells». Darin forderten die beiden Wirtschaftsprofessoren unter anderem, dass der Staat in Krisenzeiten keine Konjunkturprogramme auflegen solle.
Im Februar 2011 mitbegründete Lucke das sogenannte «Plenum der Ökonomen», das sich kurz darauf mit grosser Mehrheit gegen den Euro-Rettungsschirm aussprach. Lucke und seinen Kollegen wurden seinerzeit von vielen anderen Wissenschaftlern vorgeworfen, mit extrem hohen Zahlen die Sachlage zu dramatisieren.