Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro gerät wegen der verheerenden Waldbrände im Amazonas-Regenwald zunehmend unter Druck. Frankreich und Irland drohten am Freitag mit einer Blockade des EU-Handelsabkommens mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten, wenn Brasilien seinen Regenwald nicht besser schützt. Finnland brachte ein Einfuhrverbot für brasilianisches Rindfleisch in die EU ins Gespräch. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzlerin Angela Merkel wollen die Brände auf die Tagesordnung des G7-Gipfels am Wochenende in Biarritz setzen.

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Der Rechtspopulist Bolsonaro wehrte sich gegen Kritik und hat sich eine Einmischung von aussen verbeten. Zugleich räumte er aber ein, dass sein Land nicht über die Mittel verfüge, die Feuer unter Kontrolle zu bringen. Das Amazonas-Gebiet sei grösser als Europa. Bolsonaro will die Flammen mit Hilfe der Armee bekämpfen. Eine Entscheidung dazu solle es noch am Freitag geben.

Der irische Ministerpräsident Leo Varadkar sagte, er sei wegen der Rodung der Wälder besorgt. Bis das Mercosur-Handelsabkommen in zwei Jahren ratifiziert werde, solle die brasilianische Klimapolitik genau überprüft werden. Irland werde den Deal blockieren, sollte Brasilien seine Klimaversprechen nicht einhalten. Ähnlich äusserte sich das Büro von Macron.

Finnland bringt Einfuhrverbot für Rindfleisch ins Spiel

Der finnische Finanzminister Mika Lintila schlug vor, dass die EU die Möglichkeit eines Verbots brasilianischer Rindfleisch-Importe prüfen solle. Laut dem deutschen Bundeslandwirtschaftsministerium ist Brasilien weltweit die Nummer eins beim Export von Zucker, Kaffee und Fleisch, bei Soja die Nummer zwei.

Macron sprach von einer internationalen Krise. «Unser Haus brennt», twitterte er. Vor der brasilianischen Botschaft in Paris demonstrierten am Freitag Hunderte Umweltaktivisten. Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, das Ausmass der Brände sei «erschreckend und bedrohlich». Das Feuer habe nicht nur Folgen für die betroffenen Länder, sondern den gesamten Globus. Es sei nicht übertrieben, das Amazonas-Gebiet mit Blick auf das Klima und den Artenschutz als «grüne Lunge der Welt» zu bezeichnen. Insofern gehöre das Thema auf die Agenda des Gipfels der sieben führenden westlichen Industriestaaten.

Staatsanwälte wollen Ermittlungen einleiten

Die Feuer im Amazonas-Gebiet haben in diesem Jahr nach brasilianischen Regierungsangaben um 83 Prozent zugenommen. Satellitenaufnahmen zeigen eine Vielzahl von Bränden auch in abgelegenen Gebieten. «Der Schutz des einzigartigen Naturerbes Amazonas ist eine internationale Aufgabe, die uns alle angeht», twitterte der deutsche Aussenminister Heiko Maas. «Deutschland steht bereit, Hilfe und Unterstützung zu leisten, um die Brände zu bekämpfen.»

Feuer kommen zur Trockenzeit zwar immer wieder vor. Brasiliens Präsident räumte aber ein, dass die Waldbrände dieses Mal möglicherweise illegal von Landwirten gelegt worden seien. Auch Umweltschützern zufolge sind Bauern für den Anstieg verantwortlich, die mit den Brandrodungen Land für ihre Weiden gewinnen wollten. Bolsonaro hatte wiederholt erklärt, er trete dafür ein, das Amazonas-Becken wirtschaftlich stärker zu erschliessen.

Brasilianische Staatsanwälte wollen wegen der Brände Ermittlungen einleiten. Angesichts der zunehmenden Zerstörung des Urwaldes gehe es darum zu untersuchen, ob der Umweltschutz vernachlässigt worden sei, teilte die Strafverfolgungsbehörde mit. Behörden untersuchen einen Aufruf in einer Lokalzeitung, in der Bauern zur Teilnahme an einem «Feuertag» und zu Brandrodungen aufgefordert worden sein sollen.

(reuters/gku)