Alles im grünen Bereich, vermeldet der Agrarbericht 2023. Im vergangenen Jahr sei die Menge der gemeldeten GVO-Importe beim Tierfutter von 485 auf 61 Kilogramm gesunken, schreiben die Experten und Expertinnen des Bundes. Wobei es eigentlich nur knapp 600 Gramm sind. Denn als «GVO-Import» gilt schon, was mehr als 0,9 Prozent gentechnisch veränderte Organismen enthält. Gemessen an den fast 600’000 Tonnen Tierfutter, die im vergangenen Jahr insgesamt in die Schweiz eingeführt wurden, sind das 0,00000001 Prozent. 

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Vernachlässigbar, würde man in einem solchen Fall unter anderen Umständen wahrscheinlich sagen. Und es würde sich wohl sofort eine Mehrheit finden, die einem solchen regulatorischen Unsinn von heute auf morgen den Garaus machen würde.

Doch wenn es um Gentechnik geht, dann ist es nicht mehr weit her mit der gut schweizerischen Verhältnismässigkeit und dem Pragmatismus, auf den man hierzulande zu Recht stolz ist. Dann stört sich niemand daran, dass wir unsere Kräfte darauf verwenden, GVO-importiertes Tierfutter mit viel Aufwand grammweise an der Grenze abzufangen.

Widersinnig und widersprüchlich

Mit unserer einseitigen Skepsis gegenüber allem, was in der Landwirtschaft mit der Vorsilbe «Gen» beginnt, haben wir uns in den vergangenen Jahren eine Welt voller Widersprüche und Widersinnigkeiten geschaffen. Das Pouletschenkeli oder das Schweineschnitzel aus Deutschland, das wir im Laden kaufen, stammt womöglich von einem Tier, das mit Sojamehl aus Brasilien gefüttert wurde und das deshalb mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit GVO ist. Und das Gemüse in der Frischwarenabteilung wurde womöglich mit Saatgut produziert, das mit ionisierenden Strahlen oder Chemikalien so lange behandelt wurde, bis es die gewünschte Mutation aufwies. Beides kümmert uns nicht, solange sichergestellt ist, dass bei den wenigen GVO-Freisetzungsversuchen, die es in der Schweiz überhaupt gibt, auch ja kein genmutiertes Saatkörnchen entweicht. 

Gute Gentechnik, böse Gentechnik

Der Bias ist allgegenwärtig. Gute Gentechnik gibt es allenfalls dann, wenn sie in Form von neuen Therapien direkt dem Menschen zukommt. Doch wenn Wissenschafterinnen und Wissenschafter mit hochmodernen und hochpräzisen Methoden gezielt die genetischen Informationen von Pflanzen so verändern, dass sie die zunehmende Hitze besser parieren oder Vitamine oder Nährstoffe produzieren, die für Milliarden Menschen nicht so einfach täglich zu beschaffen sind wie für uns, dann ist das Teufelszeug, mit dem wir nichts zu tun haben wollen. 

Die strenge Gentechnikgesetzgebung der Schweiz ist ein Unding. Sie schadet dem Wissenschaftsstandort Schweiz, und sie ist, angesichts der Herausforderungen, denen die Landwirtschaft global betrachtet gegenübersteht, auch ethisch nicht mehr zu rechtfertigen. Das gilt besonders jetzt, wo sich mit Crispr eine weitere, sehr effiziente Technologie immer mehr durchsetzt, die enorme Möglichkeiten mit sich bringt.

Was es braucht, ist eine liberale Gesetzgebung, die Technologie nicht als Bedrohung sieht, sondern als Chance versteht. Und keine weitere Volksinitiative, die unpraktikable Transparenzvorschriften fordert und so der Schweizer Wissenschaft und der Wirtschaft weiterhin Steine in den Weg legt.