Die OECD prognostiziert für 2021 eine ungleichmässige wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie. Reichere Länder mit umfassenderen Impfprogrammen, die es sich leisten können, ihre Volkswirtschaften wieder zu öffnen und anzukurbeln, werden dies tun. Ärmere Länder werden Mühe haben, ihre Bürgerinnen und Bürger gesund zu halten und Schuldenkrisen zu vermeiden. Aber das Mantra, dass «niemand sicher ist, bevor alle sicher sind», verdeutlicht die Notwendigkeit, Gesundheit und Wohlstand für alle zu schaffen. Eine zentrale Rolle dabei kann China spielen, das immer wohlhabender wird.

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Obwohl die Weltbank schätzt, dass die Pandemie weltweit bis zu 150 Millionen zusätzliche Menschen unter die Armutsgrenze von 1,90 Dollar pro Tag treibt, sind die Superreichen während der Krise überall noch reicher geworden: Laut einem Bericht von UBS und PwC aus dem Jahr 2020 ist die globale Anzahl der Milliardäre auf 2189 gestiegen. Ihr Gesamtvermögen hat 10,2 Billionen Dollar erreicht. Die Credit Suisse wiederum schätzt, dass das weltweite Geldvermögen der Privathaushalte im Juni 2020 bei 400 Billionen Dollar lag, womit es sich – verglichen mit den 117,9 Milliarden Ende 2000 – mehr als verdreifacht hat. Bemerkenswert schnell stieg dieser Wert auch in China – von 3,2 Prozent des globalen Gesamtvermögens im Jahr 2000 auf 17,7 Prozent bis Mitte 2020.

Andrew Sheng ist Fellow am Asia Global Institute der Universität Hongkong.

Im gleichen Zeitraum sank der entsprechende Anteil der Vereinigten Staaten von 36,2 auf 29,4 Prozent und der europäische von 29,3 auf 25,2 Prozent. Aber der Segen des immer grösseren Reichtums wurde nicht gleich verteilt – wie der Gini-Koeffizient zur Messung von Ungleichheit zeigt, der sich entsprechend verändert hat.

Die Chinesen sind deutlich weniger verschuldet als die Amerikaner

Immerhin hat sich, während die Anzahl der chinesischen Milliardäre aufgrund des Immobilien- und Technologiebooms stark gestiegen ist, die Lücke zwischen dem chinesischen und dem US-amerikanischen Medianvermögen verkleinert: Laut der Credit Suisse lag es pro chinesischem Erwachsenen im Jahr 2000 bei 2193 Dollar oder 4,8 Prozent des US-Niveaus. Bis Mitte 2019 ist es dann um das 9,5-Fache auf 20 942 Dollar oder 31,8 Prozent des amerikanischen Medians gestiegen.

Hinzu kommt, dass die chinesische Pro-Kopf-Verschuldung, obwohl sie in diesen zwei Jahrzehnten gestiegen ist, Mitte 2019 nur 21 Prozent des Medianvermögens entsprach. In den USA hingegen lag dieser Wert zum gleichen Zeitpunkt bei 95 Prozent – gegenüber 76 Prozent Mitte 2000. Dieser schnellere Schuldenanstieg bremste das Wachstum des amerikanischen Nettovermögens.

Angesichts einer alternden Bevölkerung, aber wachsenden Wohlstands muss sich China nun um die gemeinsamen weltweiten Herausforderungen der sozialen Ungleichheit kümmern. Geteilter Wohlstand ist geteilter Frieden. Niemand ist wirklich reich, wenn der Reichtum nicht ausreichend verteilt ist. Daher hat China gute Gründe dafür, sich zu einem verantwortungsvollen globalen Akteur zu entwickeln, indem das Land seine eigenen sozialen und klimapolitischen Probleme löst, anstatt Ressourcen für eine Rivalität mit den USA zu verschwenden. Mit grösserem Wohlstand geht auch eine grössere soziale Verantwortung einher. Die beiden Supermächte müssen aufhören, zu streiten, und anfangen, gemeinsam globale Probleme zu lösen.