Die Endrunde der französischen Präsidentschaftswahl hat mit der Öffnung erster Wahllokale in Übersee offiziell begonnen. Bei der Abstimmung über das höchste französische Staatsamt stehen sich der Liberale Emmanuel Macron und die Rechte Marine Le Pen gegenüber. Beide hatten sich in der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen für die finale Runde qualifiziert. Für Frankreich ist das Votum eine Richtungswahl, auch für die Zusammenarbeit mit Deutschland und in Europa ist der Wahlausgang von grosser Bedeutung.
Der Grossteil der Französinnen und Franzosen kann am Sonntag wählen, Ergebnisse gibt es dann am Abend. Wegen der Zeitverschiebung wird in einigen Überseegebieten aber bereits am Samstag abgestimmt - so auch in Französisch-Guyana, auf Guadeloupe, auf Martinique und in Französisch-Polynesien. Den Startschuss lieferten am Samstagmittag (8.00 Uhr Ortszeit) die Wahllokale der kleinen französischen Inselgruppe Saint-Pierre und Miquelon vor Kanadas Ostküste.
Noch kurz vor Wahlbeginn sahen Umfragen Amtsinhaber Macron mit etwa 55 bis 56,5 Prozent vorne. Auch in der ersten Runde hatte er mehr Stimmen bekommen als Le Pen. Als sicher gilt sein Sieg aber nicht. Unklar ist etwa, wie viele Menschen einen leeren Stimmzettel abgeben und wie viele der Wahl aus Enttäuschung oder Frustration ganz fernbleiben werden. Gerade aus dem linken Lager dürfte sich eine beachtliche Zahl der Wähler für eine dieser Optionen entscheiden. Zudem gewann in der Vergangenheit auch immer mal der Kandidat die Stichwahl, der in der ersten Runde nur auf Platz zwei gelandet war.
Gespaltene Gesellschaft
Die Wahl polarisiert Frankreich und zeigt auf, wie tief die Gesellschaft gespalten ist. Im ersten Wahldurchgang hatte der Linke Jean-Luc Mélenchon ebenfalls mehr als 20 Prozent der Stimmen geholt und war auf Platz drei gelandet. Macron und Le Pen versuchten in den vergangenen zwei Wochen mit Versprechungen zu Klima oder Gehaltserhöhungen, seine Anhängerschaft zu gewinnen.
Le Pen vom Rassemblement National, die sich im Wahlkampf um einen gemässigteren Eindruck bemüht hat, ist noch immer für extrem rechte Positionen bekannt. Zahlreiche Kandidatinnen und Kandidaten, die in der ersten Runde ausgeschieden waren, riefen daher dazu auf, erneut eine Mauer gegen Rechts zu bilden und Macron zu wählen.
Eine solche republikanische Front hatte es bereits 2017 und zuvor 2002 gegeben. Damals waren Le Pen beziehungsweise ihr Vater und rechtsextremer Parteigründer Jean-Marie Le Pen ihren Kontrahenten deutlich unterlegen. Mittlerweile scheint das lager- und parteienübergreifende Bündnis aber geschwächt.
Medien stellen sich hinter Macron
Auch zahlreiche französische Medien appellierten einen Tag vor der Stichwahl dazu, Macron zu wählen. Sie warnten etwa mit Blick auf marginalisierte Gruppen und den Krieg in der Ukraine davor, eine Präsidentin Le Pen durch Enthaltungen zuzulassen. Macron und Le Pen standen sich bereits 2017 in der Stichwahl gegenüber.
Der französische Präsident wird auf fünf Jahre gewählt. Er beeinflusst die Politik des Landes massgeblich und spielt oft eine wichtigere Rolle als der von ihm ernannte Premierminister und Regierungschef. Insgesamt 48,7 Millionen Menschen sind für die Wahl eingeschrieben.
(SDA)