Das Drei-Säulen-Prinzip gilt als Geniestreich der Politik. Es sei das perfekt austarierte Zusammenspiel von AHV, beruflicher und privater Vorsorge; ein Dreiklang auch, welcher das Land im Innersten zusammenhalte und den sozialen Frieden sichere. Damit am lieb gewonnenen System der sozialen Sicherheit auch ja keine Zweifel aufkommen, ist es in der Bundesverfassung festgeschrieben, und zwar seit Jahrzehnten.
Und genau hier liegt das Problem. Denn während das Drei-Säulen-Prinzip bei der Einführung noch solide in sich ruhte, ist es mittlerweile aus dem Lot. Nur wahrhaben will es niemand.
Klare Widersprüche
Dabei tun sich bei der AHV und bei der beruflichen Vorsorge Widersprüche auf, die nicht mehr zu übersehen sind. Umso erstaunlicher ist es, wie hartnäckig sich der Mythos dieses angeblich so einzigartigen Sozialsystems hält. In Wahrheit ist es längst an seine Grenzen gestossen. Nehmen wir die AHV, das wichtigste Sozialwerk der Schweiz. Massgeblich für das faktische Scheitern der AHV, die über das Umlageverfahren finanziert wird, ist das windschiefe Verhältnis zwischen Beitragszahlern und Rentnern. Als die erste Säule nach dem Weltkrieg eingeführt wurde, finanzierten neun Beitragszahler einen Beitragsbezüger; schon bald werden es nur noch deren zwei sein. Die Demografie und das starre Rentenalter 64/65 haben die Relation zwischen Zahlern und Bezügern ins Negative verkehrt.
Weil diese Rechnung nicht aufgeht, wird umverteilt. Von Reich auf Arm, von Mann auf Frau, vom Arbeitendem auf den Pensionär, von Jung auf Alt. Es sind vorab die mittleren und jüngeren Generationen, welche die AHV-Löcher stopfen – mittels höherer Lohnbeiträge, neuer Mehrwertsteuerprozente und mit steigenden Steuergeldern aus der Bundeskasse.
«Das Drei-Säulen-Modell funktioniert nur, wenn die Altersvorsorge auf drei separaten und soliden Säulen steht. Heute aber wackeln zwei der drei Säulen.»
Der Raubzug geht nahtlos bei der zweiten Säule weiter. Auch hier zeigt sich, dass die laufenden Renten längst nicht mehr ohne Subventionen finanziert werden könnten. Geld, das eigentlich auf die Vorsorgekonten der Werktätigen fliessen sollte, um deren Renten zu finanzieren, fliesst direkt in die Löcher, welche die zu hohen Renten der heutigen Pensionäre verursachen. Gelder, die von Arbeitgebern und Arbeitnehmern freiwillig und zusätzlich in die Pensionskasse einbezahlt wurden, werden bei der Pensionierung einfach einkassiert und umgelenkt. Auch diese Umverteilungen bei der beruflichen Vorsorge ist systemwidrig.
Junge sorgen sich zu Recht um ihre Altersvorsorge
Dabei ist klar: Das Drei-Säulen-Modell funktioniert nur, wenn die Altersvorsorge auf drei separaten, soliden und austarierten Säulen steht. Heute aber wackeln zwei der drei Säulen und drohen sich gegenseitig zu destabilisieren.
Die Jungen machen sich zu Recht Sorgen um ihre Altersvorsorge. Was das Dilemma noch grösser macht: Die Schweiz ist auf bestem Weg, ein Volk von Transfer-Empfängern zu werden – eine arbeitende Minderheit zahlt, eine pensionierte Mehrheit kassiert.