Der Schweiz geht es gut. Sehr gut sogar. Nur in einem einzigen Land rund um den Globus ist der Wohlstand höher. Das zeigt eine Studie, die 142 Staaten miteinander vergleicht. Das Legatum Institute bewertete dabei nicht nur das wirtschaftliche Wachstum. Auch Faktoren wie Gesundheit, Ausbildung, Sicherheit oder die persönliche Freiheit wurden berücksichtigt – insgesamt acht Kategorien listen die Legatum-Forscher auf.

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So gut die Schweiz in vielen Kategorien abschneidet, beim Thema Ausländerintegration fällt sie gegenüber der Spitzengruppe deutlich ab. Die Studie der Legatum-Forscher kommt zu einem heiklen Zeitpunkt: In Deutschland wird nach einem umstrittenen Tweet von SVP-Politiker Christoph Mörgeli zum Kampfjetabsturz vergangene Woche bereits diskutiert, wie ausländerfeindlich die Schweiz tatsächlich ist.

Jeder Vierte hält die Schweiz für kein gutes Migrationsland

Das Gesamtergebnis der Untersuchung kann sich sehen lassen: Gegenüber den Vorjahren hat die Schweiz im Wohlstandsindex einige Plätze gut gemacht, rangiert im globalen Vergleich inzwischen auf dem zweiten Platz. Nur noch in Norwegen ist der Wohlstand höher. Regierung und Verwaltung werden für die Schweiz sogar besser bewertet als für jedes andere Land. Wirtschaftlich steht die Schweiz an zweiter Stelle, mit Blick auf das Gesundheitssystem an dritter Position. Auch die Möglichkeiten für Unternehmer sind im globalen Vergleich hervorragend.

Defizite weist der internationale Vergleich jedoch in Sachen persönliche Freiheit auf: Hier rangiert die Schweiz nur auf Position 15. Dieser Indikator misst persönliche Entfaltungsfreiheit und soziale Toleranz der beobachteten Länder. Ein Teilbereich davon, bei dem die Schweiz besonders schlecht abschneidet: Die Lebensqualität für Einwanderer ist nach Auswertung der britischen Forscher hierzulande weitaus schlechter als in vielen anderen Staaten rund um den Globus. Nur 76 Prozent glauben, dass Zuwanderer in der Schweiz gut leben können – jeder Vierte bewertet die Schweiz also als unfreundliches Migrationsland.

Brasilien besser für Zuwanderer als die Schweiz

In diesem Vergleich schneidet die Schweiz denn auch massiv schlechter aus als viele entwickelten Länder, die im Gesamtranking noch hinter der Eidgenossenschaft rangieren. Von den 14 besten Ländern im Wohlstandsindex wird die Lebensqualität für Ausländer in der Schweiz am schlechtesten bewertet. Erst Österreich, alles in allem auf dem 15. Platz, gilt als ungünstigerer Ort. Im weltweiten Vergleich scheinen demnach 32 der 142 untersuchten Länder ein besseres Fleckchen für Migranten zu sein – trotz des enormen Wohlstandes. Darunter sind denn auch einige deutlich schwächer entwickelte Gesellschaften wie etwa Brasilien.

«Schweizer SVP benutzt toten Deutschen für Ausländerhetze»

Für die Schweiz kommen diese Studienergebnisse zu einem heiklen Zeitpunkt. Denn in Deutschland wird diskutiert, wie ausländerfeindlich die Schweiz in Wirklichkeit ist. Deutsche Medien sind erstaunt über den Twitter-Kommentar von SVP-Mann Chrisoph Mörgeli nach dem Absturz der F/A-18 in der vergangenen Woche: «Kampfjet-Unglück: Schweizer SVP benutzt toten Deutschen für Ausländerhetze», titelte «Spiegel Online» jetzt.

Bei einem Flug zweier Militärmaschinen in Obwalden war in der vergangenen Woche ein Kampfjet der Schweizer Luftwaffe verunfallt. Beide Personen an Bord kamen ums Leben. Mörgeli hatte kurz nach dem Absturz getwittert:

 

 

Gegenüber dem «Tagesanzeiger» legte er wenige Tage später nach: «Es ist eine Folge der Massenzuwanderung, dass Ausländer, wie im konkreten Fall der Arzt des Fliegerärztlichen Institutes der Armee, sicherheitsrelevante Schlüsselpositionen in der Bundesverwaltung und in systemrelevanten Firmen einnehmen.»

Im Leser-Forum «Spiegel Online» wurden derweil bereits fast 500 Kommentare abgegeben. «Auch wenn ich zugeben muss, dass ich nicht wusste, dass ein Deutscher in den Diensten des Schweizer Militärs arbeiten darf, frage ich mich doch, was die Schweiz ohne Einwanderer machen will?», fragt sich ein Leser.

«Ich bin ein Fischkopp vor dem Herrn und in der Schweiz noch nie beschimpft worden»

Die Reaktionen sind gespalten. Viele Kommentatoren sind aufgebracht, einige berichten von negativen Erlebnissen in der Schweiz: Ein Vater schildert, wie seine Tochter auf dem Spielplatz von einer Schweizerin beleidigt wurde – nach vier Jahren Schweiz sei die Familie froh, inzwischen wieder in Deutschland zu leben. Andere Leser geben sich versöhnlich: «Komisch, ich bin ein Fischkopp vor dem Herrn und in der Schweiz noch nie beschimpft worden», schreibt ein anderer Leser.