Der ehemalige deutsche Aussenminister Guido Westerwelle ist tot. Der frühere FDP-Vorsitzende starb am Freitag im Alter von 54 Jahren an den Folgen seiner Leukämie-Erkrankung. Dies teilte die Westerwelle Foundation in Berlin mit.

Wörtlich heisst es dort: «Wir haben gekämpft. Wir hatten das Ziel vor Augen. Wir sind dankbar für eine unglaublich tolle gemeinsame Zeit. Die Liebe bleibt.»

Zehn Jahre lang FDP-Chef

Westerwelle war Politiker durch und durch: 30 Jahre lang war er Teil des Polit-Betriebes, zehn Jahre führte er die FDP, vier Jahre lang amtete er als Aussenminister unter Angela Merkel.

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Im Juni 2014 war bei Westerwelle eine akute Leukämie festgestellt worden. Dabei handelt es sich um eine besonders gefährliche Form des Blutkrebses. Nach mehreren Chemotherapien und einer Stammzelltransplantation war Westerwelle im November wieder öffentlich aufgetreten und hatte sein Buch «Zwischen zwei Leben» vorgestellt. Seit mehreren Monaten befand sich der Rheinländer jedoch wieder zur Behandlung im Krankenhaus.

Bejubelt und verhasst

Zeit seines Lebens gehörte der Anwaltssohn aus Bonn zu den Leuten, über die die Meinungen auseinandergingen: Bewundert, bejubelt, verspottet, verhasst. Zu Beginn der 80er Jahre fiel er zum ersten Mal auf: Als im Bonner Hofgarten Hunderttausende gegen die Nachrüstung demonstrierten, stand Westerwelle mittendrin und verteilte Flugblätter – dafür.

Nach dem Ende der sozialliberalen Koalition 1982 war Westerwelle bei der Gründung des neuen rechtsbürgerlichen FDP-Nachwuchs' dabei, der Jungen Liberalen. Im Jahr darauf wurde er deren Vorsitzender - der Beginn eines Lebens fast ausschliesslich für die Politik. Eher nebenbei studierte er Jura, machte an der Fern-Uni Hagen seinen Doktor, wurde Anwalt.

Im Wohnmobil durch Deutschland

Mit 39 wurde er FDP-Chef und machte sich daran, die Liberalen vom Mehrheitsbeschaffer zur «Partei des ganzen Volkes» zu verwandeln. Er liess sich zum Kanzlerkandidaten ausrufen, reiste im Wohnmobil durch die Republik, stieg bei «Big Brother» in den Container und malte sich eine gelbe «18» als Wahlziel auf die Schuhsohle.

Westerwelle lag damals im Zeitgeist, hielt im Bundestag die besten Reden. Doch zunächst blieb es bei der Oppositionsrolle.

Zu seiner Homosexualität bekannt

Im Privaten bekannte sich der Parteivorsitzende zu seiner Homosexualität. Er präsentierte am 50. Geburtstag von Angela Merkel auch einen Partner, den Sportmanager Michael Mronz.

Im dritten Versuch, 2009, gelang doch noch die Wunsch-Koalition mit den Christdemokraten – mit einem Sensationsergebnis von 14,6 Prozent. Die Versprechen waren gross und die Erwartungen auch. Doch in der Stunde des Triumphs machte Westerwelle einen seiner grösseren Fehler: Er übernahm nicht das Finanz-, sondern das Aussenministerium. Viele nahmen ihm den Wandel zum Diplomaten nie ab.

Bittere Niederlage

Nach anderthalb Jahren verlor auch die eigene Partei die Geduld. Westerwelle musste FDP-Vorsitz und Vizekanzlerposten abgeben. Gezwungenermassen konzentrierte er sich aufs Auswärtige Amt, wo er sich zunehmend Respekt erarbeitete.

Nach der dramatischen Niederlage bei der Bundestagswahl 2013 – die FDP kam nicht mal mehr ins Parlament – bekam er von vielen früheren Aussenministerkollegen auch Einladungen für die »Zeit danach». Auf den Tag genau ein halbes Jahr nach seinem letzten Tag als Minister bekam Westerwelle die Diagnose Leukämie. Westerwelle hinterlässt Michael Mronz, mit dem er gut fünf Jahre verheiratet war.

(sda/ise)