Am 26. September findet in Deutschland die Bundestagswahl 2021 statt. Damit steht die grösste Volkswirtschaft Europas vor grossen Veränderungen, zumal Angela Merkel, die amtierende Kanzlerin, nicht wieder antritt.

Zu den wichtigsten Kandidaten und Kandidatinnen der grossen Parteien zählen Annalena Baerbock von den Grünen, Olaf Scholz von der SPD sowie Armin Laschet, der für die CDU antritt.

Der Aufwärtstrend der SPD in Umfragen verfestigt sich gut vier Wochen vor der Bundestagswahl, ebenso der Absturz der Union, berichtet Reuters. In einer am Freitag veröffentlichten Erhebung der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF liegen CDU/CSU und SPD gleichauf, gefolgt von den Grünen, wie der TV-Sender mitteilte.

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Kein Zweier-Bündnis hat aktuell eine Mehrheit, dafür aber eine Reihe von Dreier-Koalitionen, auch wieder eine Allianz von SPD, Grünen und Linken, die SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz nicht ausgeschlossen hat.

Die Union kommt in der Umfrage auf 22 Prozent, ein Minus von vier Punkten und damit der schlechteste jemals gemessene Wert im ZDF-Politbarometer. Die SPD liegt ebenfalls bei 22 Prozent, ein Plus von drei Punkten. Das ist der beste Wert für die Sozialdemokraten seit vier Jahren. Die Grünen gewinnen einen Punkt auf 20 Prozent hinzu. Unverändert liegt die AfD bei elf Prozent, die FDP verliert einen Punkt auf zehn Prozent, die Linken geben ebenfalls einen Punkt auf sechs Prozent nach.

Die SPD profitiert stark vom Höhenflug ihres Kanzlerkandidaten. 49 Prozent der Befragten geben an, Scholz am liebsten als Nachfolger von Angela Merkel zu haben. Er legt damit fünf Punkte zu. Für Unions-Kandidat Armin Laschet sprechen sich 17 Prozent (minus vier) aus, für Annalena Baerbock von den Grünen unverändert 16 Prozent.

89 Prozent der Befragten halten den Ausgang der Wahl aber noch für offen. Ende Juli waren es 80 Prozent.

Wer sind die prominentesten Kandidaten und Kandidatinnen und wofür stehen sie?

BERLIN, GERMANY - APRIL 19: Greens Party co-chair Annalena Baerbock speaks after being introduced as chancellor candidate in the Malzfabrik on April 19, 2021 in Berlin, Germany. Baerbock will run as Germany's Greens Party’s candidate to succeed Angela Merkel as chancellor in September’s general election. (Photo by Andreas Gora - Pool/Getty Images)
Quelle: Getty Images
Annalena Baerbock, die Grünen

Anfangs löste ihre Kandidatur viel Euphorie und Wohlwollen aus, dann gab es wegen Plagiatsvorwürfen bezüglich ihres Buches und Korrekturen ihres Lebenslaufes viel Kritik. Annalena Baerbock (40) konnte sich intern gegen Robert Habeck durchsetzen und tritt als Spitzenkandidatin der Grünen an. Sie steht für klassische grüne Themen wie Klimaschutz, plädiert u.a. gegen eine gesetzlich verankerte Schuldenbremse.

Sie hat bisher nicht in einer Regierung gearbeitet. Neu ist, dass die Grünen überhaupt eine Kanzlerkandidatin ins Rennen schicken. Baerbock, sollte sie erfolgreich sein, wäre die jüngste Kanzlerin, die es jemals gab.

BERLIN, GERMANY - JULY 02:  Armin Laschet, memberof the German Chistian Democrats (CDU) and Governor of North Rhine-Westphalia, arrives at CDU party headquarters prior to a meeting between German Chancellor and leader of the CDU Angela Merkel and German Interior Minister and leader of the Bavarian sister party of the CDU, the CSU, Horst Seehofer, on July 2, 2018 in Berlin, Germany.  (Photo by Sean Gallup/Getty Images)
Quelle: 2018 Getty Images
Armin Laschet, CDU

Der Mann der CDU, Armin Laschet (60), will das Erbe von Parteikollegin Angela Merkel antreten. Zuvor hatte er sich gegen den Mitbewerber Markus Söder, Chef der CSU, durchsetzen können. Laschet ist Ministerpräsident des grössten Bundeslandes in Deutschland, Nordrhein-Westfalen.

Laschets Umfragewerte waren zuletzt gesunken, Unmut zog er zudem auf sich wegen der Flutkatastrophe in seinem Bundesland. Laschet plädiert dafür, sich klar von der Politik der AfD abzugrenzen, er ist u.a. gegen eine Lockerung der Schuldenbremse.

 

 

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz bei einer IGBCE Konferenz in Cottbus DEU/Brandenburg/Cottbus
Quelle: imago images/Rainer Weisflog
Olaf Scholz, SPD

Dieser Mann hat bereits viele Regierungsämter hinter sich: Olaf Scholz (63) von der SPD ist nicht nur Vizekanzler, sondern auch Finanzminister. Frühere Stationen waren u.a. auch das Amt des Arbeitsministers sowie Innensenator und Erster Bürgermeister in Hamburg.

Scholz stand wegen des Wirecard-Skandals und der Debatte um den Cum-Ex-Steuerskandal unter Druck. Zuletzt konnte Schulz in Umfragen allerdings mit guten Zustimmungswerten punkten. Scholz plädiert unter anderem dafür, dass Gutverdiener mehr Steuern zahlen und der Mindestlohn zwölf Euro beträgt.

 

Die Herausforderungen für Deutschland sind zahlreich, die die neue Regierung zu stemmen hat. Im Interview mit der «Handelszeitung» erklärt Top-Ökonom Clemens Fuest, worauf es nun ankommt.

Fuest leitet seit dem Jahr 2016 das Ifo-Institut in München, er lehrt Volkswirtschaftslehre und ist als Berater im Wissenschaftlichen Beirats des deutschen Bundesfinanzministeriums.