Die Wissenschaft, die sich mit dem effizienten Umgang mit knappen Ressourcen befasst, heisst Ökonomik, oder eingängiger, aber nicht ganz richtig: Ökonomie. Das klingt für viele überraschend. Wer heute Knappheit sagt, denkt wohl meist an unsere knappen Umweltressourcen. War Ökonomie und Ökologie nicht ein Gegensatz?

Nein. Das war es nie und ist es bis heute nur in den Augen von denjenigen, die etwas gegen die Lösungsvorschläge der Ökonomie haben. Dass wirtschaftliche Entwicklung auch zu Umweltverbrauch führt, ist unbestritten. Ökonomen wundert sogar ein übermässiger Umweltverbrauch nicht, weil die Ökonomie genau das prognostiziert, wenn Umweltverbrauch keinen Preis hat.

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So fordern Ökonomen seit vielen Jahren dem Umweltverbrauch einen Preis zu geben, damit es einen Anreiz gibt, effizient mit unserem knappen Gut Umwelt umzugehen. Ergo: Übermässiger Umweltverbrauch ist meist eine Folge davon, dass man die Erkenntnisse der Ökonomie ignoriert und nicht, dass man ökonomisches Wissen anwendet.

Die Wahl zwischen Demokratie und Umwelt führt in die Sackgasse

Damit handelt es sich bei unseren aktuellen Umweltthemen wohl kaum um ein Ökonomieversagen. Die Schaffung gesellschaftlicher Regelungen zur Berücksichtigung der Kosten des Umweltverbrauchs ist Sache der Politik und nicht der Ökonomie. Stehen wir damit vor einem Politikversagen?

In einer Demokratie ist die Aufgabe der Politik die Umsetzung des Willens des Volkes und nicht einfach die Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse. Dabei kann und soll die Politik die Meinungsbildung des Volkes beeinflussen. Jenseits der wissenschaftlichen Erkenntnisse des Themas gibt es aber immer auch gesellschaftliche Fragen, die abgewogen werden müssen.

Sind dann am Ende die Wähler und Wählerinnen einfach zu dumm, um Umwelthemen zu verstehen? Haben wir es dann vielmehr mit Volksversagen zu tun als mit Politikversagen?

Aus Sicht der Umweltbewegung scheint das die Konklusion zu sein. Misstrauen gegenüber den Menschen macht sich breit. Nicht Eigenverantwortung, sondern Verbote müssen her. Nicht freie Wahl am Markt, sondern Planung. Nicht Lenkungswirkung von Preisen, sondern Bevormundung.

Bei aller Sympathie mit der Ungeduld und den Zielen dieser Bewegung, diese Haltung ist brandgefährlich. Nicht nur sind solche Massnahmen ineffizient und vergeuden knappe Ressourcen wie Ersparnisse oder Arbeitskraft, auch politisch führt dieser Weg in die Sackgasse. Wenn die Wahl zwischen Demokratie oder Umwelt liegt, gewinnt letztlich die Demokratie und die Umwelt verliert.

Der Ökonom Klaus Wellershoff ist regelmässiger Kolumnist der «Handelszeitung» und Co-Host des Handelszeitung «Morning Call». Die in der Kolumne vertretenen Ansichten müssen sich nicht mit jener der Redaktion decken.