Der Zerfall der Krypto-Börse FTX ist ein neuer Tiefpunkt in der jungen Geschichte von Kryptowährungen wie unter anderem Bitcoin als prominentestem Beispiel. Bei FTX selbst und im gesamten Markt haben sich Milliarden von Dollar praktisch über Nacht in Luft aufgelöst.
Kein Wunder hat der Zerfall von FTX weite Teile des Krypto-Universums zum Wanken gebracht. Fast täglich werden Unternehmen bekannt, die ebenfalls den Konkurs anmelden müssen oder kurz davor stehen. Diese Entwicklung hat die Forderung weiter befeuert, die Kryptowährungen einer strengen Regulierung zu unterwerfen.
Mit dem FTX-Gründer Sam Bankman-Fried war es ausgerechnet einer der Hauptverantwortlichen für das Debakel, der exakt das Gleiche gefordert hat: Der 30-jährige, der auf dem Höhepunkt seines Erfolgs über ein Vermögen von 26 Milliarden Dollar verfügt hat, galt als Saubermann der Szene, als derjenige, der ihr endlich Respekt verschaffen kann.
Jetzt zeigt sich das Gegenteil: Das Vorgehen von Bankman-Fried und seiner engen und sehr jungen Entourage stellt selbst die bisherigen Vorurteile gegenüber dieser Zunft in den Schatten.
Mit Regulierungen übernimmt der Staat eine Mitverantwortung
Da wurden Kunden-Einlagen in die FTX-Börse für hochriskante und gehebelte Wetten eines Anlagevehikels verwendet, das sich ebenfalls im Besitz von Bankman-Fried befand. Als die Gefährdung der Gelder ruchbar wurde, wollten die FTX-Kunden ihr Geld zurück. Es kam zum Equivalent eines klassischen Bankruns: Das Geld fehlte, es kam zum Konkurs und angesichts der finanziellen Verflechtungen in der Kryptoszene auch zu schweren Problemen inklusive Konkursen anderer Anbieter. Soweit stark vereinfacht die Geschichte.
Katastrophen dieser Art in anderen Finanzbereichen wie während der grossen Depression in den 1930er Jahren und in der Finanzkrise haben stets eine strengere Regulierung befeuert: Sie waren unerlässlich, vor allem, um Systemkrisen zu verhindern, zu denen Bankzusammenbrüche immer wieder geführt haben.
Zweck der Regulierungen ist es letztlich, für ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen zu sorgen, um so das ganze System zu stabilisieren. Umgekehrt formuliert übernehmen mit Regulierungen staatliche Institutionen aber eine Mitverantwortung für die Systemstabilität.
Ungesicherte Kryptowährungen sind allerdings für die Stabilität des Gesamtsystems von untergeordneter Bedeutung. Im wesentlichen handelt es sich noch immer mehr um intransparente Spekulationsobjekte, als um Währungen für den Zahlungsverkehr. Solange das so bleibt, besteht die Gefahr, mit Regulierungen für solche Anlagen eine falsche Sicherheit zu vermitteln. Die Staaten tun gut daran, das Risiko weiterhin bei den Akteuren dieser Szene zu belassen, die in der Regel darauf auch selbst pochen. Auch Wettsalons unterliegen schliesslich nicht der Finanzregulierung.