Am 5. Oktober 1950 erschien unter dem Kürzel «e» der erste Beitrag des gerade 26 Jahre alt gewordenen Juristen und Journalisten Paul Eisenring in der schon damals fast 90 Jahre zählenden «Schweizerischen Handelszeitung».

Doch beinahe hätte die Zeitung den Sprung über die 100 Jahre nicht geschafft, die Überschuldung drohte, das Ende schien nahe. Doch Paul Eisenring gelang es, dank seiner schon damals zahlreichen Kontakte und der Kraft seiner eigenen Überzeugung, innert weniger Monate frisches Kapital zu gewinnen und den Konkurs abzuwenden.

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Journalist und Unternehmer

Die «Handelszeitung» hat ihm viel zu verdanken. Als Chefredaktor und Direktor der «Handelszeitung» von 1950 bis 1968 sowie als Präsident ihres Verwaltungsrates von 1968 bis 1997 hat Paul Eisenring wie kein anderer die Geschichte dieses Blattes geprägt.

Parallel zu seiner Tätigkeit als Journalist und Unternehmer sass Paul Eisenring von 1963 bis 1991 während 28 Jahren für die CVP im Schweizer Nationalrat, als Politiker bekannt für klare Positionen und süffige Bonmots. Ebenso konsequent war sein journalistisches Credo: Ein Journalist müsse eine Meinung vertreten können, «ohne die Gewissheit zu haben, ob seine Meinung denn auch wirklich die richtige ist», schrieb Eisenring 1986 in der Jubiläumsnummer zum 125-jährigen Geburtstag der Handelszeitung.

Forsches Tempo und lockerer Ton

Weichgespülte, mutlose «sowohl als auch»-Kommentare waren seine Sache nicht. Ebenso legendär, und von gehörigem Unterhaltungswert, war seine Führung der Verwaltungsratssitzungen, die er jeweils in forschem Tempo und lockerem Ton zu einem frühen Ende brachte. Sein Schlusssatz zum jeweils letzten Traktandum ist mir noch heute in bester Erinnerung: «Verschiedenes hat jeder, doch das gehört nicht in den Verwaltungsrat. Die Sitzung ist geschlossen.»

Paul Eisenring war ein engagierter und kämpferischer Politiker und Journalist, in der Sache konsequent und hartnäckig. Paul Eisenring war aber auch – im besten Sinne des Wortes – ein Patron alter Schule, ein herzensguter Mensch, dem das Wohl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seiner «Handelszeitung» ganz besonders wichtig war. Die Pensionskasse hat er lange vor dem BVG-Obligatorium gegründet, den Mitarbeitenden während vieler Jahre die privaten Krankenkassenkosten vergütet, und so manche «Sorgenkinder» hat er ohne grosses Aufhebens auch persönlich unterstützt.

Weichen für die Zukunft gestellt

Gleichzeitig blieb er aber in all diesen Jahren offen für unternehmerische Veränderungen. Persönlich bin ich ihm bis heute zu grossem Dank verpflichtet. Mit erst 27 Jahren hat er mir 1985 als damaligem Redaktionsmitglied die Geschäftsführung anvertraut, kurz danach die erste Akquisition eines Fachverlags ermöglicht, der Expansion in die Westschweiz zugestimmt, in den 90er Jahren unseren Management Buy out unterstützt und mitgetragen und im Jahre 1999 gemeinsam mit dem damaligen Chefredaktor Kurt Speck und mir den Verkauf an die Axel Springer SE vollzogen.

Im starken Verbund mit dem internationalen Medienunternehmen aus Berlin, und seit Januar 2016 im neuen Joint Venture Ringier Axel Springer Schweiz AG, sah Paul Eisenring die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft der «Handelszeitung» richtig gestellt. 1986 schrieb er auch, dass die «Handelszeitung» über ihr Jubiläum hinaus «weiterhin eine Verpflichtung für die Gemeinschaft sehen und versuchen wird, ohne jede Überheblichkeit und der Relativität ihres Standorts bewusst, zur Erhaltung einer erlebenswerten und in der sozialen Selbstverpflichtung eingebetteten freien Wirtschaft beizutragen.» Wir werden Paul Eisenring in lebhafter und dankbarer Erinnerung behalten und uns immer wieder gerne an seine Worte erinnern.

Ralph Büchi ist Delegierter des Verwaltungsrates der Ringier Axel Springer Schweiz AG.