Russland ist durch seinen Einmarsch in die Ukraine zum Pariastaat geworden. Die Atommacht steht international im Abseits, Länder weltweit haben eine Welle von Sanktionen beschlossen. Und nicht nur die Staaten haben nach Russlands Attacke auf die Ukraine gehandelt – auch eine Vielzahl von Konzernen machen neu einen Bogen um Russland, obwohl sie gar nicht dazu gezwungen wären.

Das Land wird mittlerweile stärker isoliert als Nordkorea und Iran. So sind gegen Russland derzeit 5530 Sanktionen in Kraft, wie Castellum.ai, eine globale Datenbank zur Verfolgung von Sanktionen, ausgerechnet hat. Zum Vergleich: Gegen den Iran sind 3616 Massnahmen verhängt.

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«Finanzieller Atomkrieg»

«Dies ist ein finanzieller Atomkrieg und der grösste Sanktionsreigen in der Geschichte», sagt Peter Piatetsky, ein ehemaliger Beamter des US-Finanzministeriums, der Castellum.ai mitgegründet hat. «Russland wurde in weniger als zwei Wochen von einem Teil der Weltwirtschaft zum grössten Einzelziel globaler Sanktionen und zu einem finanziellen Paria.»

Welcher Staat greift gegen Russland am härtesten durch? Die Antwort überrascht: Es ist die neutrale Schweiz – zumindest an der Anzahl Massnahmen gemessen. 568 Sanktionsmassnahmen hat Bundesbern erlassen. 

Der Bundesrat hat lange gezögert, harte Massnahmen gegen Russland zu beschliessen, und hat schliesslich doch das Sanktionspaket der Europäischen Union übernommen. In der EU sind laut Castellum.ai aber weniger Sanktionen in Kraft, nämlich 518. Die USA wiederum, welche sonst bei Strafmassnahmen gerne viel Stärke zeigen, haben lediglich 243 Sanktionen beschlossen.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) konnte dieses Vorpreschen der Schweiz aber nicht bestätigen. Demnach entsprechen die Massnahmen der Schweiz jener der EU, und es gibt keine ältere Strafmassnahmen gegen Russland, die einen Schweizer Vorsprung erklären könnten.

Eine wachsende Liste von «Schurkenstaaten»

Nach Russland und dem Iran stehen Syrien, Nordkorea, Venezuela, Myanmar und Kuba auf der Liste der am stärksten sanktionierten Länder. Die Sanktionen umfassen Strafen gegen Einzelpersonen, Unternehmen und sogar Beschränkungen für Yachten und Flugzeuge. 

Viele der US-Sanktionen gegen Russland vor dem Ukraine-Krieg betrafen die Einmischung in die Wahlen 2016 und Angriffe auf politische Dissidentinnen und Dissidenten in Russland und im Ausland.

Die überwiegende Mehrheit der Sanktionen gegen Russland seit dem 22. Februar richtet sich gegen Einzelpersonen – 2427 gemäss Castellum.ai – im Vergleich zu 343 gegen Einrichtungen, bei denen es sich in der Regel um Unternehmen oder Regierungsbehörden handelt. 

Wird jetzt auch russisches Öl tabu?

Die Welle von Sanktionen gegen Russland dürfte weiter rollen. US-Aussenminister Antony Blinken kündigte am vergangenen Sonntag Pläne für einen US-Einfuhrstopp für russisches Erdöl an.

«Es ist sicherlich die historisch bedeutendste Sanktionskampagne», sagte Edward Fishman, der in der Obama-Regierung das Sanktionsbüro des Aussenministeriums leitete. 

«Mit jeder neuen Eskalation in Moskaus aggressivem Verhalten wurde mehr und mehr Menschen klar, dass es schwierig sein wird, produktive Beziehungen zu Russland zu unterhalten, solange Putin an der Macht ist.»

(bloomberg/mbü)