Der Ruf nach Millionen war gestern, in Corona-Zeiten müssen es schon Milliarden-Forderungen sein, damit man überhaupt gehört wird im Chor all jener, welche die hohle Hand machen. Eingereiht haben sich nun auch die Spitäler. Ihr Verband H+ beziffert den Corona-bedingten Schaden auf 1,7 bis 2,9 Milliarden Franken – grossmehrheitlich verursacht durch Eingriffe, die aufgrund der bundesrätlichen Order nicht getätigt werden durften.

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Pius Zängerle, Chef des Kassenverbands Curafutura, spricht von einer unfreiwilligen «Leistungsbremse», die sich dämpfend auf das Kostenwachstum auswirken könnte. Eine willkommene Verschnaufpause für die Prämienzahler – und, wer weiss, eine mögliche Inspirationsquelle für den politischen Dauerkampf gegen das Kostenwachstum im Gesundheitswesen.

Anreize zum Wohl der Patienten

Doch das interessiert die Klinikdirektoren offensichtlich wenig, sie wiederholen lieber auf allen Kanälen, dass es kaum möglich sein werde, bis Ende Jahr alle Operationen nachzuholen.

«Dies ist bedenklich», sagt Preisüberwacher Stefan Meierhans. Und es zeige einmal mehr, dass auch Spitäler und Ärzte nicht immer das Wohl der Patienten im Auge hätten. «Deshalb müssen die Anreize künftig so gesetzt werden, dass nicht die Umsatzmenge, sondern die Gesundheit der Menschen sich bezahlt macht.»

Krankenversicherungsgesetz ist eindeutig

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Deshalb schielen die Kantone als Besitzer der öffentlichen Spitäler schon mal vorsorglich auf den Reserven-Topf der Krankenkassen, wohl auch, weil es politisch nie falsch sein kann, gegen die Versicherungen zu schiessen.

Doch vielleicht würden sie besser mal einen Blick ins Krankenversicherungsgesetz werfen, dann könnten sie noch etwas lernen: Zum Beispiel, dass die Reserven-Gelder nicht den Kassen, sondern den Versicherten gehören; dass es sich dabei um angesparte Prämiengelder handelt; und dass Prämiengelder nur zum Begleichen von «Leistungen» verwendet werden dürfen – und nicht für Leistungen, die gar nicht erbracht wurden.

Und sicher nicht, um Überkapazitäten und Fehlplanungen der Spitäler aufzufangen. Für Zängerle ist der Moment gekommen, um «die Herausforderungen der Zukunft» anzugehen, wie etwa die «unnötig grosse Anzahl von Spitälern und die bisher nur zaghaft erfolgte regionale Koordination». Das ist nicht sehr populär, aber wenigstens ehrlich.