Zwei Jahre nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS steht nun im Mai ein wichtiger Schritt bevor: Der Bundesrat wird seine Vernehmlassungsvorlage zur künftigen Regulierung präsentieren. Im Raum steht etwa eine drastische Verschärfung der Eigenkapitalvorschriften.
Die Bilanzsumme der UBS ist rund doppelt so gross wie das gesamte Bruttoinlandprodukt der Schweiz. Das ist beachtlich – und verlangt nach einer soliden, griffigen Regulierung. Was jedoch in der öffentlichen Debatte auffallend fehlt, ist eine differenzierte Betrachtung des volkswirtschaftlichen Nutzens, den die UBS der Schweiz bringt. Stattdessen wird mit bemerkenswerter Leichtfertigkeit über einen möglichen Wegzug philosophiert.
Ja, Risiko gehört zum Bankgeschäft. Ohne kalkulierte Risiken gibt es keine Rendite. Eine vollständige Wegregulierung von Risiken ist weder realistisch noch wünschenswert. Vielmehr müssen wir uns fragen: Was steht für die Schweiz auf dem Spiel, sollte die UBS ihre Zelte hierzulande abbrechen?
Tschüss, Steuereinnahmen
An erster Stelle: Steuereinnahmen in Milliardenhöhe. Hinzu kommen Zehntausende Arbeitsplätze sowie über 2000 Ausbildungsplätze. Auch die Einkommensteuern dieser Mitarbeitenden fliessen in die öffentlichen Kassen – zusätzlich zu den Unternehmenssteuern. Anders als viele internationale Firmen mit fragwürdiger Steuertransparenz leistet die UBS hier einen sichtbaren, gewichtigen Beitrag.
Ein Wegzug würde jedoch weit mehr kosten als nur Steuereinnahmen. Er würde auch den Verlust von hoch qualifiziertem Fachwissen, von Finanzierungs-Know-how und Innovationskraft bedeuten. Die UBS ist ein wichtiger Partner für Start-ups, für die Exportwirtschaft, für vermögende Kunden weltweit – und nicht zuletzt auch für viele unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz, die auf stabile Kooperationspartner angewiesen sind.
Die Gastautorin
Jamie Vrijhof-Droese ist Unternehmerin, Verwaltungsrätin, Referentin und Autorin. Sie ist Managing Partner von WHVP, einem Vermögensverwalter mit Fokus auf US-Kundinnen und -Kunden.
Ein leistungsfähiger Finanzplatz wirkt sich positiv auf die gesamte Volkswirtschaft aus. Firmen profitieren von tiefen Finanzierungskosten. Auch Hypotheken wären ohne die starke Präsenz internationaler Banken in der Schweiz deutlich teurer. Eine übertriebene Regulierung mit zu hohen Eigenkapitalanforderungen würde diese Vorteile schmälern – mit realen Konsequenzen für den Wirtschaftsstandort Schweiz und die breite Bevölkerung.
Massiver Reputationsverlust
Die Schweiz gilt nach wie vor als führender Standort in der internationalen Vermögensverwaltung. Ein Rückzug der UBS aus der Schweiz wäre auch ein erheblicher Reputationsschaden. Das Vertrauen in den Finanzplatz würde Schaden nehmen, was auch kleinere Institute treffen würde. Die Signalwirkung auf internationale Firmen wäre fatal.
Natürlich darf die zentrale Rolle der UBS nicht bedeuten, dass man regulatorische Diskussionen unterlässt. Aber Regulierung muss zielgerichtet, nachvollziehbar und wirksam sein. Die CS ist nicht an mangelndem Eigenkapital gescheitert – sondern an Führungsversagen, überbordender Gier und mangelnder Integrität. Die Finma hat immer wieder gewarnt, aber nie durchgegriffen. Als es ernst wurde, blieben selbst bestehende Instrumente ungenutzt.
Die UBS hingegen hat ihre Kapitalbasis gestärkt und ihre Verlustabsorptionsfähigkeit ausgebaut – deutlich über das hinaus, was nach der Finanzkrise gefordert wurde. Während andere Länder mit der Umsetzung von Basel III noch warten, hat die Schweiz es, in ihrem vorauseilenden Gehorsam, bereits zu Jahresbeginn in Kraft gesetzt.
Was wir jetzt brauchen, ist ein nüchterner Blick auf Chancen und Risiken. Die UBS ist keine Feindin – und keine Heilige. Sie profitiert stark vom Standort Schweiz, ja. Aber sie leistet auch einen gewichtigen Beitrag zum Wohlstand dieses Landes. Wer das ausblendet, macht sich die Debatte zu einfach.