Wie andere europäische Staaten bekommt auch die Schweiz den Megatrend der steigenden Lebenserwartung sowie die Pensionierung der geburtenstarken Babyboomerjahrgänge mitsamt den Folgen für die Altersvorsorge zu spüren. 

Wenn wir nichts unternehmen, wird sich in den nächsten 25 Jahren ein Defizit von rund 100 Milliarden Franken anhäufen, das nur durch Rentenkürzungen oder mit massiven Steuererhöhungen gedeckt werden kann.

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Die Anpassung des Rentenalters an die Lebenserwartung durch die Renteninitiative ist deshalb ein logischer Schritt. Länder wie Italien, Portugal oder Dänemark haben ihr Rentenalter bereits an die Lebenserwartung gekoppelt oder werden dies in den nächsten Jahren tun, um ihre Altersvorsorge nachhaltig zu sichern.

Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt?  

«Immer weniger Arbeitsplätze für ältere Arbeitnehmende» oder gar «Der Arbeitsmarkt diskriminiert ältere Mitarbeitende» – solche Stimmen sind im Abstimmungskampf aber immer wieder zu hören. So würden ältere Arbeitnehmende durch die Renteninitiative zusätzlich benachteiligt. Die Arbeitsmarktzahlen wie auch der aktuelle Fachkräftemangel sprechen jedoch eine andere Sprache: Die Mehrheit der älteren Arbeitnehmenden ist gut in den Arbeitsmarkt integriert.   

Andri Silberschmidt ist Zürcher FDP-Nationalrat und Mitinitiant der Renteninitiative.

So ist die Arbeitsmarktpartizipation der 55- bis 64-Jährigen in den letzten Jahren deutlich gestiegen und liegt heute bei 75,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote der über 50-Jährigen lag Ende 2023 bei 2,1 Prozent – ein Wert, der seit längerer Zeit stabil ist.

Zum Vergleich: Die Jugendarbeitslosenquote stieg im Januar von 2,2 auf 2,3 Prozent. Problematisch bleibt unbestritten, dass ältere Stellensuchende im Durchschnitt länger arbeitslos sind und ein höheres Risiko haben, ausgesteuert zu werden. 

Aktiv gegen Ängste angehen  

Im Vergleich zu ihren jüngeren Kolleginnen und Kollegen haben ältere Arbeitnehmende mit verschiedenen Hindernissen zu kämpfen. Die rasant voranschreitende Digitalisierung erfordert zum einen ein hohes Mass an Bereitschaft, sich über das ganze Erwerbsleben weiterzubilden.

Zum anderen stehen versicherungstechnische Hürden im Weg wie die mit zunehmendem Alter wachsenden lohnrelevanten Abgaben sowohl von den Arbeitnehmenden wie auch von den Arbeitgebenden für die zweite Säule. Ein Faktor, der dazu führt, dass ältere Arbeitnehmende auf dem Arbeitsmarkt weniger attraktiv sind. An diesem Punkt setzt die BVG-Reform an, über die wir im Herbst 2024 abstimmen werden.   

Wettbewerb um erfahrene Arbeitskräfte  

Fakt ist aber auch, dass in der Schweiz immer mehr Menschen über das aktuelle Referenzalter hinaus freiwillig weiterarbeiten möchten und können – ob im Teilzeitpensum, in Form einer Bogenkarriere oder mit einem Funktionswechsel Richtung weniger Verantwortung.

Die sinkenden Geburtenraten und die Pensionierungswelle der Babyboomer führen bis 2030 dazu, dass in der Schweiz rund 400’000 Arbeitskräfte fehlen werden. Gerade für ältere Arbeitnehmende bietet diese dramatische Entwicklung Chancen, und die Arbeitgeber werden froh sein, sie auch im Teilzeitpensum weiterzubeschäftigen. 

Die monatliche Rente aus der beruflichen Vorsorge nahm in der Vergangenheit aufgrund der steigenden Lebenserwartung ab. Diesen Trend kann ein höheres Rentenalter brechen. Weil man länger einzahlt und weniger lange bezieht, wird sich das positiv auf die monatliche Rente auswirken.