Die am Mittwoch im Magazin «Plos one» veröffentlichte Studie von der britischen Universität Reading kalkuliert den bestehenden Mangel in Europa auf sieben Milliarden Bienen. In mehr als der Hälfte der 41 untersuchten Länder gebe es nicht ausreichend viele Bienen, um die Pflanzungen «korrekt zu bestäuben», halten die Forscher fest. Dies gelte insbesondere für Deutschland, Frankreich, Italien und Grossbritannien. Das hat Folgen: In der Landwirtschaft können nicht mehr alle Pflanzen richtig bestäubt werden. Allein für Grossbritannien errechneten die Forscher Schäden von umgerechnet 2,7 Milliarden Franken, weil die Gratisarbeit der Bienen wegfällt.
«Wenn wir jetzt nicht handeln, werden wir in der Zukunft eine Katastrophe erleben», erklärte Forschungsleiter Simon Potts. Den schlimmsten Mangel an Bienen gebe es derzeit auf dem Baltikum und in Grossbritannien, wo nur ein Viertel der erforderlichen Insekten vorhanden seien. Besser stelle sich die Lage in der Türkei, in Griechenland und auf dem Balkan dar, wo es eine fest verwurzelte Kultur der Imkerei gebe.
Mangel auch wegen Biotreibstoffen
Der Bedarf an Bienen ist insbesondere durch den verstärkten Anbau von ölhaltigen Pflanzen angestiegen, die wie Raps, Sonnenblumen und Soja zur Produktion von Biotreibstoffen verwendet werden. Innerhalb von wenigen Jahren sei daher der Bedarf an Bienen um 38 Prozent gestiegen, die Zahl der Bienenvölker aber nur um sieben Prozent, resümierten die Forscher. Das Wetter, Seuchen und auch Pestizide sorgetn zudem vielerorts zu einem regelrechten Bienensterben.
(sda/se/moh)