Grossfirmen in der Schweiz müssen künftig mit mindestens 15 Prozent besteuert werden. Der Kanton Zug ist einer der Profiteure.
So würde ich das keinesfalls sagen.
Sie können nun die Firmensteuern erhöhen – von heute 11 auf mindestens 15 Prozent. Und erhalten mehr Steuersubstrat von den grossen Firmen. Das muss den Finanzdirektor glücklich machen.
Es ist so, einige Firmen im Kanton Zug sind betroffen, dazu diverse Niederlassungen von ausländischen Firmen.
Heinz Tännler ist seit 2007 Regierungsrat und Finanzdirektor des Kantons Zug. Der studierte Jurist und Anwalt ist Mitglied der SVP.
Betroffen sind unter anderem Roche Diagnostic, Siemens, Metall Zug, Johnson & Johnson, Novartis, Holcim, Bosshard Group, Partners Group – mehrere Dutzend Firmen, richtig?
Das trifft zu, es werden Dutzende sein. Daraus erwachsen mehr Steuereinnahmen. Wir wollen dieses Geld reinvestieren und der Wirtschaft zurückgeben in Form von Standortförderungs-Massnahmen.
Wie reagieren die Firmen, die betroffen sind?
Luftsprünge macht niemand, aber sie sagen: Wir zahlen die 15 Prozent, aber ihr müsst uns sehr gute Rahmenbedingungen bieten; da werden Standortförderungs-Massnahmen erwartet. Und wichtig ist auch, dass die Steuergesetze sauber, klar und praktikabel sind; sie wollen Rechtssicherheit. Und wir wollen sicher nicht, dass wir Firmen verlieren.
Der Kanton Zug hat 2020 mit einem Überschuss von 285,5 Millionen Franken abgeschlossen, dito 2021. Und ab 2024, wenn das neue Steuerregime gilt, klimpert es in Ihrer Kasse.
2021 liegen wir bei einem Überschuss von 250 Millionen. Aber wie gesagt: Wir wollen einen Grossteil dieser Steuereinnahmen in die Wirtschaft zurückfliessen lassen. Offen ist, ob wir sie den Firmen, die jetzt mehr Steuern zahlen müssen, zurückgeben oder auch einen Teil jenen Firmen, die nicht betroffen sind.
In welcher Form sollen die betroffenen Firmen profitieren? Steuerrabatte sind verboten.
Forschung und Entwicklung wird ein Thema sein. Ich will, dass der Kanton der Schnellste und Beste sein wird bei der Umsetzung der Massnahmen. Das sind wir unseren Firmen schuldig. Der Kanton Zug hat in den letzten Jahrzehnten von diesen Firmen massiv profitiert. Was international zulässig ist, werden wir bestmöglich ausschöpfen.
«Ein internationales Steuerkartell drückt uns Steuersätze aufs Auge, dadurch wird der Steuerwettbewerb weltweit eingeschränkt.»
Unter dem Strich ist der Kanton Zug der Profiteur?
Wir sind überhaupt nicht die Profiteur. Und überhaupt: Wenn es dem Kanton Zug gut geht, dann profitiert der Standort Schweiz insgesamt und diverse andere Kantone. Dass es klar ist: Eigentlich wollen wir nicht mehr Steuern einnehmen als heute – weil wir dieses Geld gar nicht brauchen.
Sie zahlen jährlich über 300 Millionen in den Nationalen Finanzausgleich (NFA). Und es werden immer mehr.
Das ist richtig, dieser Beitrag wird in den nächsten Jahren – auch mit dieser Steueranpassung - massiv ansteigen. BAK Basel schätzt, dass unser Anteil in 6 Jahren über 400 Millionen erreicht, ohne diese Anpassungen. Und wenn die Einnahmen aufgrund der Steueranpassung auf 15 Prozent steigt, wird unser Beitrag im NFA wohl auf über eine halbe Milliarde steigen. Das wäre eine gewaltige Belastung für den Kanton Zug.
Sie sind unzufrieden mit dem NFA, der die finanzstarken Kantone zur Kasse bittet?
Wir müssen die Struktur anschauen, da gibt’s diverse Themen, die wir besprechen müssen. Nur in der Diskussion war der NFA bislang noch kein Thema. Das muss sich ändern. Deshalb haben wir bei Professor Christoph Schaltegger ein Gutachten in Auftrag gegeben. Der NFA ist ein Zeichen der Solidarität in der Schweiz, dagegen habe ich nichts. Aber das muss seine Grenzen haben.
Sie ärgern sich, weil die die Konkurrenzfähige von Zug bestraft wird?
Die Wahrheit ist: Ein internationales Steuerkartell drückt uns Steuersätze aufs Auge, dadurch wird der Steuerwettbewerb weltweit eingeschränkt. Das ist schlecht.