Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest soll 2022 in Pratteln BL stattfinden. Beim zunächst ins Auge gefassten Austragungsort in Aesch BL waren die Widerstände zu gross und im Raum St. Jakob viele Frage offen. In Pratteln sieht es nun gut aus.
Aesch hatte sich im Herbst als unrealistisch erwiesen, und im «Joggeli» sah die Koordination mit dem FC Basel nicht einfach aus. So nahm eine Projektgruppe unter der Leitung des Baselbieter Regierungspräsidenten Thomas Weber den Standort am Ostrand von Pratteln für das erste «Eidgenössische» im Baselbiet ins Visier.
Entscheidungsschlacht von 1833
Deren Machbarkeitsstudie gibt Grünes Licht für ein Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest (ESAF) bei der geschichtsträchtigen Hülftenschanz. Dort hatte 1833 die entscheidende Schlacht der Kantonstrennung der beiden Basel mit einer Städter Niederlage geendet hatte
Verantwortliche der Schwingerverbände beider Basel und der Baselbieter Behörden stellten nun gemeinsam am Freitag die Eckdaten des neuen Dossiers den Medien in Basel vor. Das Hauptareal mit einer Arena für 47'000 Zuschauer liegt zwischen Eisenbahn, Kantonsstrasse, Bach und Siedlungsrand.
Keine geschützten Naturobjekte
Fünf Bauern bewirtschaften diese Ebene, und alle hätten schriftlich zugesagt, sagte der Baselbieter Schwingerpräsident Urs Lanz. Sie werden entschädigt. In Aesch hatten die Schwinger die Bauern nicht vorab angefragt und dann alle gegen sich.
Anders als in Aesch, wo seit Jahren Feldhasen gefördert werden und seltene Vogel brüten, gefährdet das ESAF laut Weber in Pratteln auch keine geschützten Naturobjekte. Eine kommunal geschützte Hecke liege in einer alten Panzersperre und sei so kaum bedroht. Seine Regierung werde das ESAF in Pratteln «in geeigneter Form unterstützen».
Nach Olten und Aarau ist Basel an der Reihe
Noch liegt erst ein fast fertiges Bewerbungsdossier vor. Dieses wird beim Eidgenössischen Schwingerverband eingereicht, dessen Abgeordnetenversammlung im März 2018 das ESAF 2022 formell vergibt. Turnusgemäss ist der Nordwestschweizer Schwingerverband an der Reihe, und nach Olten 1992 und Aarau 2007 sind die beiden Basel dran.
Für die Baselstädter Schwinger hat laut deren Präsident Rolf Klarer Baselland den Vorrang. Der Landkanton soll denn auch laut Weber dem Trägerverein für das ESAF Pratteln angehören. Nach dem Turnfest 2002 und der Fussball-Euro 2008 habe man Erfahrungen mit Grossanlässen. Abgesehen von Anschub oder Überbrückung sei so etwas auch selbsttragend möglich - ohne Verrechnung von Behördenleistungen.
175'000 Besucher in drei Tagen
Die Machbarkeitsstudie rechnet für Pratteln mit 175'000 Besuchern innert dreier Tage und gegen 4000 Helfenden. Neben dem Areal bei der Hülftenschanz soll das ESAF 2022 auch einen Steinwurf entfernte Sportflächen neben der Autobahn A2/3 nutzen. Insgesamt umfasst das ESAF-Gelände 30 Hektaren in Gehdistanz.
Campingflächen sollen zudem ein paar Schritte weiter am Ufer der Ergolz liegen. Die Nebenareale waren laut Lanz bei der ursprünglichen Evaluation nicht einbezogen worden, weshalb zunächst Aesch im Vordergrund gestanden war. In Pratteln sind noch behördliche Bewilligungen nötig, wie Weber sagte.
Camping und Public-Viewing
Vorgesehen sind Festzentrum, Arena, Steinstossen, Verpflegungs- und Unterhaltungszelte, Camping sowie ein Public-Viewing. Gemäss Lanz sollen die Zelte 11'000 Personen fassen und die «Verpflegungsmeile» 30'000 Personen pro Stunde verköstigen können. Noch offen ist die für die SBB denkbare Option eines provisorischen Bahnhofs direkt vor Ort.
Das «Eidgenössische» findet als grösstes Sportereignis der Schweiz alle drei Jahre statt. Gemäss Lanz wird Pratteln ungefähr vergleichbar mit der für 2019 in Zug geplanten Austragung.