Die Bulgarin Kristalina Georgiewa soll nach dem Willen der Europäischen Union neue Präsidentin des Internationalen Währungsfonds (IWF) werden. Die 65-Jährige ist derzeit noch Geschäftsführerin der Weltbank, will diese Aufgaben nun aber vorübergehend niederlegen. Die konservative Politikerin setzte sich nach mehr als zwölfstündigen Verhandlungen der EU-Regierungen knapp durch.

Insidern zufolge haben sich vor allem süd- und osteuropäische Staaten für sie eingesetzt. Deutschland bevorzugte den ehemaligen niederländischen Finanzminister Jeroen Dijsselbloem. Georgiewa hat damit gute Chancen, an die Spitze des IWF zu rücken. Denn der Fonds, der Ländern in Finanznot helfen soll, wird traditionell von einem Europäer geleitet - und die Schwesterorganisation Weltbank von einem US-Amerikaner.

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IWF als Symbol für Multilateralismus

Die Personalie wurde nötig, weil die bisherige IWF-Chefin Christine Lagarde im November neue Präsidentin der Europäischen Zentralbank werden soll. Der IWF will bis Anfang September Nominierungen für den Top-Job in Washington annehmen. Bis Anfang Oktober soll dann ein Kandidat ausgewählt werden. Eurogruppen-Chef Mario Centeno sagte, angesichts der wachsenden Spannungen in der Welt sei es wichtig, den IWF als Symbol für Multilateralismus hochzuhalten.

Georgiewa wuchs in Bulgarien im Kommunismus auf und machte später Karriere in Brüssel. Sie war EU-Haushaltskommissarin, bevor sie zur Weltbank wechselte. Zuletzt war sie auch als EU-Ratspräsidentin im Gespräch, bekam diesen Posten aber nicht. «Grossartige Nachrichten und sehr verdient», schrieb Weltbank-Präsident David Malpass in einer E-Mail an Reuters mit Blick auf die IWF-Nominierung. Georgiewa habe Führungsstärke und ein grosses Detailwissen.

IWF muss seine Statuten ändern

Wegen ihres Alters muss der IWF aber seine Statuten ändern, sollte die Bulgarin am Ende ausgewählt werden. Eigentlich müssen Kandidaten zum Zeitpunkt der Entscheidung jünger als 65 Jahre sein. Sollten die IWF-Mitgliedsstaaten hier nicht in grosser Zahl mitziehen, würde das die Position von Georgiewa schwächen.

Ein EU-Vertreter sagte Reuters, die Regeln könnten mit Zustimmung der Europäer und der USA geändert werden. Frankreich habe den Auswahlprozess in Europa organisiert und sich für die Änderung bereits die Unterstützung der US-Regierung zusichern lassen. Eine Reaktion dazu aus den USA lag zunächst nicht vor. US-Finanzminister Steven Mnuchin hatte sich zuletzt aber sehr positiv über die Bulgarin geäussert.

Deutschland und die Niederlande wollten Dijsselbloem

Die langen und zähen Verhandlungen der europäischen Regierungen haben gezeigt, wie uneins die EU in der Frage war. Dijsselbloem wurde vor allem von den Niederlanden und Deutschland unterstützt. Er war Eurogruppenchef, als Griechenland und Zypern sowie die spanischen Banken Finanzhilfen brauchten. Die damalige Spar- und Reformpolitik empfanden viele schuldengeplagte Länder als zu streng. Sie stimmten nun gegen den Niederländer.

In der ersten Runde am Freitag waren bereits der finnische Notenbankchef Olli Rehn und die spanische Wirtschaftsministerin Nadia Calvino ausgeschieden. Der portugiesische Eurogruppenchef Centeno war schon am Donnerstag aus dem Rennen.

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(reuters/gku)