In Frankreich hat das Parlament das Gesetz zur Schaffung einer Impfpflicht für Mitarbeitende im Gesundheitswesen und der Ausweitung des sogenannten Gesundheitspasses verabschiedet. Das Zertifikat ist künftig auch in Restaurants und in Fernzügen vorgeschrieben.
Mit 156 Ja-Stimmen, 60 Nein-Stimmen und 14 Enthaltungen wurde der Text am späten Sonntagabend von der Nationalversammlung angenommen. Gegen die Corona-Verschärfungen waren in Frankreich am Wochenende zehntausende Menschen auf die Strasse gegangen.
Impfpflicht für Gesundheitspersonal und Rettungskräfte
Vor der Nationalversammlung hatte bereits der Senat das Gesetz gebilligt. Um die Endfassung des Gesetzestextes war tagelang gerungen worden. Nach einer Reihe von Änderungen am ursprünglichen Gesetzentwurf einigten sich Abgeordnete der Nationalversammlung und Senatoren am Sonntag nach einer vierstündigen Sitzung schliesslich auf einen Kompromiss.
Präsident Emmanuel Macron hatte die verschärften Massnahmen Mitte Juli angekündigt. Die Regierung will damit den massiven Anstieg der Corona-Infektionen durch die hoch ansteckende Delta-Variante eindämmen.
Das nun verabschiedete Gesetz sieht eine Corona-Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegekräfte sowie Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte vor. Anders als von der Regierung vorgeschlagen, droht Impf-Verweigerern in diesen Berufen allerdings nicht die Entlassung, sondern nur eine Aussetzung des Gehalts.
160'000 Menschen demonstrierten gegen die Regeln
Mit der Ausweitung des Gesundheitspasses, der Aufschluss über eine Impfung oder einen Negativ-Test gibt, soll ab August erstmals eine Corona-Testpflicht für nicht Immunisierte in französischen Gaststätten und Fernzügen greifen. In Kinos, Theatern oder Museen muss bereits seit Mittwoch eine Impfung, eine überstandene Infektion oder ein negativer Corona-Test nachgewiesen werden.
Am Samstag hatten in Frankreich mehr als 160'000 Menschen gegen die verschärften Regeln protestiert. In Paris skandierten die Demonstranten und Demonstrantinnen unter anderem «Freiheit, Freiheit» und riefen zum Sturz von Präsident Emmanuel Macron auf, den sie als «Tyrannen» bezeichneten.
Die Demonstranten stehen aber nicht für die Mehrheit der Bevölkerung: In einer Umfrage des Instituts Elabe für den Sender BFMTV vom 13. Juli sprachen sich 76 Prozent der Franzosen für eine Impfpflicht für das Gesundheitspersonal aus. Auch die Ausweitung des Gesundheitspasses stösst mehrheitlich auf Zustimmung.
(sda/gku)