Auf der Weltkarte ist Katar nicht viel mehr als eine kleine Halbinsel im Persischen Golf. Doch der Wüstenstaat ist pro Kopf seit einigen Jahren das reichste Land der Welt. Die riesigen Erdgasvorkommen haben das Emirat in wenigen Jahrzehnten zum wichtigen Akteur der Weltwirtschaft gemacht. Mit dem Boykott durch Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und weitere islamische Länder, ist diese Rolle aber in Frage gestellt.

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Katar ist der weltgrösste Exporteur von Flüssigerdgas und die «Qatar Investment Authority», welche diesen Reichtum für den Staat verwaltet, ist ein gefragter Investor, der seine Gelder in einer breiten Palette von Branchen in vielen Ländern anlegt.

Milliarden für die Credit Suisse

Ein Beispiel: Die Kataris investierten während der Krise 2008 gut 6 Milliarden Franken in die Credit Suisse. Später stockten sie ihre Beteiligung noch auf und zeichneten einen grossen Teil der 2011 aufgelegten CS-Zwangswandelanleihen. Inzwischen hält der Wüstenstaat einen Stimmenanteil von knapp 18 Prozent an der Schweizer Grossbank.

Viele Bürger von Katar sind reich und Schweizer Produkte geniessen einen hervorragenden Ruf im Emirat. So überrascht es kaum, dass die Schweizer Exporte in den letzten Jahren zugenommen haben. Gemäss den neusten Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung wurden 2016 Waren im Wert von 824 Millionen Franken nach Katar exportiert. Dies bei globalen Gesamtexporten der Schweiz von über 210 Milliarden Franken.

Schmuck und Uhren

Für den gesamten Aussenhandel der Schweiz mag Katar damit eine Nebenrolle spielen. Dennoch hätte eine andauernde Isolation Katars potenziell schlechte Auswirkungen auf einzelne Exportgüter der Schweiz. Eine Abriegelung des Landes durch Saudi-Arabien, welches bereits am Montag den Luftraum für katarische Flugzeuge gesperrt hat, ginge auch hierzulande ins Geld. Denn für einzelne Branchen ist das Emirat ein wichtiger Absatzmarkt.

Exportschlager sind Luxusgüter. So wurden 2016 Edelsteine, Edelmetalle und Bijouterie im Wert von 287 Millionen Franken nach Katar geliefert. Zudem wurden Uhren für 136 Millionen Franken ins Emirat ausgeführt. Zahlreiche Vertreter schweizerischer Uhrenmarken sind vor Ort sehr aktiv, schreibt das Aussendepartement bereits im «Wirtschaftsbericht 2015». «Sie bearbeiten einen kleinen Markt mit einer sehr kaufkräftigen Kundschaft.»

Technologie und Pharma

Hinter den zwei Top-Produktklassen finden sich im Vorjahr Luftfahrzeuge und Zubehör mit 121 Millionen Franken, Maschinen für 68 Millionen Franken und Elektrogeräte für 63 Millionen Franken, die im letzten Jahr aus der Schweiz nach Katar exportiert wurden. Die ausgeführten Produkte der Pharmaindustrie waren weitere 59 Millionen Franken wert.

Insgesamt lag die Schweiz in den letzten Jahren konstant zwischen dem 12. und 15. Platz der Ursprungsländer katarischer Importe. Nach Angaben der Schweizer Botschaft in der Hauptstadt Doha sind rund 150 Schweizer Firmen – vor allem Uhrenhersteller – über lokale Vertreter in Katar präsent. Gut 20 Firmen unterhalten eigene Ableger im Land.

Schwierige Situation

Auch wenn die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien weit wichtigere Handelspartner für die Schweiz sind, können die Sanktionen gegen Katar etliche Branchen nicht kalt lassen. Viel schlimmer ist die Blockade aber natürlich für die Bewohner von Katar selbst.

Der Wüstenstaat lebt von Öl- und vor allem Gasexporten und ist für Lebensmittel und fast alle Alltagsgüter auf Importe angewiesen. Wenn die Abriegelung lange andauert, könnten die Gegner des Landes deshalb genau das Gegenteil ihres Ziels bewirken und Katar noch stärker in die Arme des Erzfeindes Iran treiben.

Katars wichtigste Handelspartner im Jahr 2015 (Grafik Statista):