US-Präsident Donald Trump (78) macht seine Drohung war und verhängt Strafzölle gegen seine wichtigsten Handelspartner. Importe aus Mexiko und Kanada werden mit 25 Prozent besteuert, Waren aus China neu mit zusätzlichen 10 Prozent.

Das geht uns nichts an, ist man als Schweizer versucht zu denken. Falsch! Als kleine offene Volkswirtschaft sind wir auf einen Warenverkehr ohne Handelshemmnisse angewiesen, wie das Gespräch mit Stefan Brupbacher (57), Direktor von Swissmem zeigt.

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Herr Brupbacher, Trump verhängt Zölle gegen Nachbarstaaten und China. Wieso müssen wir uns deswegen Sorgen machen?

Stefan Brupbacher: Weil uns das direkt betrifft. Die Zölle verunsichern, das ist Gift für die Weltwirtschaft. Mit den Zöllen wird zudem vieles teurer, vor allem in den USA. Das ist schlecht für den wichtigsten Wachstumsmotor. Sollte die US-Wirtschaft stottern, hätte das auch Folgen für die Schweiz.

Wie spüren Schweizer Firmen diese Zölle?

Einige unserer Firmen haben Tochterunternehmen in China oder Mexiko. Nicht jede hat die Möglichkeit, die Zölle auf die US-Kunden abzuwälzen. Das ist von Sektor zu Sektor sehr unterschiedlich. Gerade die Automobilindustrie ist ein brutales Geschäft. Diese Zölle erhöhen den Druck auf Zulieferer, noch günstiger zu produzieren – oder aus dem Geschäft zu fliegen.

Können die betroffenen Staaten Gegenmassnahmen ergreifen, um die USA in die Schranken zu weisen?

Kanada führt ab Dienstag ebenfalls Zölle von 25 Prozent auf US-Waren ein. Wirtschaftlich schadet man sich damit zwar selbst, weil man die Preise im Inland erhöht, aber der innenpolitische Druck ist schlicht zu hoch. Allerdings hat die Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren gezeigt, dass eine solche Eskalationsspirale die wirtschaftliche Lage dramatisch verschlechtern könnte.

Droht der Weltwirtschaft der perfekte Sturm?

Hoffen wir nicht. Aber die Gefahr besteht, dass ein Zollkrieg aus dem Ruder läuft.

Was kann die Schweiz dem entgegensetzen?

Die Schweiz hat einige Vorteile. Wir haben sämtliche Industriezölle abgeschafft, das gilt auch für Produkte aus den USA. Zudem sind wir dort der sechstgrösste Auslandsinvestor und schaffen qualifizierte Jobs. Wir haben vieles richtig gemacht. Es ist die Aufgabe des Bundes, dies gegenüber den USA zu betonen und Missverständnissen vorzubeugen.

Trotzdem, es könnte schwierig werden?

Die Schweiz ist gefordert: Mit Zöllen belegte Länder wie China werden versuchen, ihre Waren anderswo abzusetzen, beispielsweise in der EU. Ergreift die EU deswegen Schutzmassnahmen gegen Drittstaaten, muss die Schweiz um Ausnahmeklauseln kämpfen. Sonst droht ein ähnliches Debakel wie bei Stahl und Aluminium seit 2018.

Keine guten Aussichten für die Verhandlungslösung mit der EU?

Doch! Die EU weiss: Wenn sie gegen die Schweiz neue Schutzzölle erhebt, sind die Bilateralen III in der Schweiz ohne Chancen. Aber das ist auch innenpolitisch ein Weckruf: Die Bilateralen III sind wichtig – 55 Prozent unserer Exporte gehen in die EU.

Die Schweiz ist die Königin der Freihandelsabkommen. Kann das helfen?

Ja, aber nur wenn wir schnell sind und diese möglichst vor der EU abschliessen. Deshalb ist es für mich unbegreiflich, wie linke Kreise mit einem Referendum gegen das Abkommen mit Indien liebäugeln. Oder wie die Gewerkschaften mit ihrem Poker die Bilateralen aufs Spiel setzen.

Referenden gehören doch zur Demokratie?

Schon, aber nach 10 Tagen Präsident Trump ist klar: Die Schweiz muss in der neuen Welt rasch und geeint handeln. Blockadepolitik von Links ist ein Frontalangriff auf unsere Exportindustrie und die Jobs in der Schweiz.

Das Interview ist zuerst beim «Blick» unter dem Titel «Gefahr besteht, dass ein Zollkrieg aus dem Ruder läuft» erschienen.