Der Gotthard-Strassentunnel ist seit Sonntagnachmittag wegen eines Risses in der Tunneldecke in beide Richtungen gesperrt. Betonteile fielen auf die Strasse, wie das Bundesamt für Strassen (Astra) mitteilte. Nun äusserte sich Verkehrsminister Albert Rösti gegenüber dem «SRF», er gehe davon aus, dass der Gotthard bis Ende dieser Woche wieder befahrbar sei. Die Abbrucharbeiten werden diese Nacht beginnen, bestätigte eine Sprecherin des Astra.

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Verletzt wurde niemand. Eine erste Bestandsaufnahme zeigte einen 25 Meter langen Riss in der Zwischendecke, wie das Astra in der Nacht auf Montag schrieb. Die Betonteile fielen in der Nähe des nördlichen Tunnelportals auf die Fahrbahn. Das Astra sperrte den Tunnel am Sonntag nach entsprechenden Meldungen der Kantonspolizei Uri kurz nach 16 Uhr.

 

Ein Baustellenzug bei der Unfallstelle in der Tunnelroehre Sued-Nord des Gotthard Basistunnels bei Faido anlaesslich einer Medienfuehrung an der Unfallstelle am Mittwoch, 6. September 2023 in Faido im Kanton Tessin. (KEYSTONE/Urs Flueeler)

Bereits im August dieses Jahres hatte es im Gotthardtunnel Probleme gegeben. Damals war ein Zug entgleist. 

Quelle: Keystone

Tessiner Wirtschaftskammer fürchtet Verluste

Der Direktor der Tessiner Wirtschaftskammer Luca Albertoni zeigt sich besorgt über die Sperrung des Gotthard-Autobahntunnels. Eine potenziell längerdauernde Schliessung des Autotunnels sei für die Tessiner Wirtschaft bedrohlich. Er fordert Bund und Kantone auf, für weitere Zwischenfälle einen «Gotthard-Krisenstab» einzusetzen.

Aufgrund der gleichzeitigen Einschränkung des Bahnverkehrs am Gotthard-Basistunnels sei die Situation derzeit besonders schwierig, sagte Albertoni am Montag gegenüber Keystone-SDA. Bereits frühere Sperrungen des Gotthard-Autobahntunnels – vor allem jene von 2001 – hätten die enormen wirtschaftlichen Auswirkungen einer solchen Massnahme gezeigt. 2001 seien der Tessiner Wirtschaft durch die Tunnelsperrung über 30 Millionen Franken verloren gegangen.

Zahlreiche Firmen im Südkanton seien mit der Deutschschweiz eng verknüpft. In einem «enorm kompetitiven Umfeld» sei es von grösster Wichtigkeit, dass die Transportketten garantiert und die Kosten vorhersehbar seien. Sonst würden die Wirtschaftsbeziehungen gefährdet, sagte Albertoni.

Zugtunnel auch gesperrt

Auch der 2016 eröffnete Gotthardbasistunnel der Bahn ist derzeit auf unbestimmte Zeit für den Personenverkehr gesperrt. Nach der Entgleisung eines Güterzugs am 10. August ist einzig die Oströhre für den Güterverkehr befahrbar.

Dort verkehren rund 90 Güterzüge im Tag. Den Personenverkehr und 15 Güterzüge pro Tag führen die SBB über die Bergstrecke. Die Kapazitäten liegen den jüngsten Angaben zufolge zehn Prozent unter dem Sollwert.

Aktuell werden acht havarierte Wagen in der Weströhre zerlegt, was bis Ende September dauern dürfte. Bis alle Schäden behoben sind, dauert es mehrere Monate. In einer vorsichtigen Schätzung gingen die SBB von einer beschränkten Inbetriebnahme Anfang 2024 aus. Zurückzuführen ist die Entgleisung wahrscheinlich auf ein gebrochenes Rad eines Güterwagens.

(sda/mdl/rul)