Argentiniens neuer Präsident Javier Milei hat sein Volk in seiner Antrittsrede auf eine wirtschaftliche Rosskur eingestimmt. Es gebe keine Alternative zu einer finanzpolitischen Schocktherapie, sagte der rechtslibertäre Ökonom am Sonntag nach seiner Vereidigung. Die Vorgängerregierung habe leere Kassen hinterlassen und das Land auf einen Pfad hin zur Hyperinflation geschickt.
Wenn die Teuerung nicht gebändigt werde, könne sie 15.000 Prozent erreichen. Milei versprach, «mit Zähnen und Klauen» gegen die Inflation zu kämpfen. Er warnte zudem vor einer «Bombe» in Form von Staatsschulden in Höhe von 100 Milliarden Dollar. Der Haushalt müsse angepasst werden. «Es ist kein Geld da.»
Milei hat seine Pläne etwas abgeschwächt
Der 53-Jährige hatte die Stichwahl im November gewonnen. Im Fokus seines Wahlkampfs stand die anhaltende Wirtschaftsmisere. Bereits damals kündigte er eine Schocktherapie an. Für Aufsehen sorgten seine Pläne, etwa die Zentralbank zu schliessen oder die Landeswährung Peso zugunsten einer Bindung an den US-Dollar abzuschaffen.
Seit seinem Sieg zeigt Milei jedoch eine pragmatischere Haltung. Er will sich demnach vor allem auf den Abbau des Haushaltsdefizits konzentrieren. Zudem hat er sein Kabinett mit gemässigten Konservativen besetzt statt libertären Verbündeten. Auf einen Wechsel zum Dollar ging er in seinen Reden am Sonntag nicht ein.
Jahrelange WIrtschaftskrise
Argentinien kämpft seit Jahren mit einer schweren Wirtschaftskrise. Die Teuerungsrate lag zuletzt bei mehr als 140 Prozent. Analysten sehen die Inflationsrate einer Umfrage der Zentralbank zufolge bis Jahresende auf 185 Prozent steigen. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte demnach in diesem Jahr um zwei Prozent schrumpfen.
Dazu trägt die Dürre bei, welche die Mais- und Sojaernte um die Hälfte reduziert hat. Zusammen mit der dreistelligen Inflationsrate dürfte dies zu einem Anstieg der Armut führen. Bereits jetzt leben zwei Fünftel der Argentinier unterhalb der Armutsgrenze, da ihre Gehälter und Ersparnisse von den enormen Preissteigerungen aufgezehrt werden.
(reuters/gku)