Katar gilt wegen seines Öl- und Gasreichtums als eines der reichsten Länder der Welt. Es ist ein gefragter Investor mit Beteiligungen an Firmen aus der Schweiz, Deutschland und etlichen anderen internationalen Grosskonzernen. Die Experten des Instituts SWFI zählen die katarische Dachgesellschaft für diese Beteiligungen, die «Qatar Investment Authority» (QIA), zu den 15 grössten Staatsfonds.

Die QIA sieht sich selbst als globalen Investor, der seine Gelder in einer breiten Palette von Vermögensklassen und Branchen in allen Teilen der Welt anlegt. Fachleute sprechen davon, dass der Fonds auf dem gesamten Globus über 330 Milliarden Dollar angelegt hat.

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Versteckspiel

Seine Investitionsstrategie beschreibt der katarische Fonds mit den Worten: «QIA bemüht sich um langfristig orientierte Rückflüsse aus Investitionen, ohne sich ungebührlichen Risiken auszusetzen». Vorrangiges Ziel sei es, Gelder aus dem Öl- und Gasgeschäft so anzulegen, dass der Staat und künftige Generationen auf lange Sicht profitieren. Es gehe um nachhaltige Renditen ohne übermässigen Risikogehalt. Kurzfristige oder taktische Engagements seien nicht Sache des Fonds. Er setzt nach eigenen Angaben auf Flexibilität und langlaufende Entwicklungen.

QIA selbst hält sich mit detaillierten Angaben über seine weltweiten Beteiligungen zurück. Selbst spricht der Fonds lediglich allgemein von Anteilen an Volkswagen, Barclays, Canary Wharf, der Harrods-Gruppe, Credit Suisse, Heathrow, Glencore, Tiffany & Co und Total. Bei Volkswagen ist die Qatar Holding mit 14,6 Prozent einer der ganz grossen Aktionäre.

Mächtig bei der Credit Suisse

In der Schweiz geht die Herrscherfamilie von Scheich Hamad Bin Khalifa Al Thani über diverse staatliche Investitionsgesellschaften besonders gern auf Einkaufstour. «Katar ist Business, nichts sonst», meinte ein Zürcher Wirtschaftsanwalt, der regelmässig mit Investoren vom Golf zu tun hat. «Ich bekomme fast täglich Anfragen von schwerreichen Kataris, die in der Schweiz investieren oder wenigstens eine Sommervilla für sich und ihre Familie kaufen wollen.»

Bei Katars dominierender Familie stehen aber nicht schöne Anwesen hoch im Kurs, sondern Anteile an Schweizer Konzernen und Luxushotels. In die Credit Suisse investierten die Kataris bereits 2008 – damals gut 6 Milliarden Franken. Später stockten die Kataris ihr Engagement sogar noch auf, indem sie einen grossen Teil der 2011 aufgelegten CS-Zwangswandelanleihen (CoCos) zeichneten. Seit 2010 machte Katar seinen Einfluss im Verwaltungsrat der Grossbank geltend. Mit Jassim Bin Hamad J.J. Al Thani sass bis Anfang des Jahres ein Mitglied der Herrscherfamilie im Aufsichtsgremium. Seit letztem Januar gehört auch der CS-Sitz im Londoner Bankenviertel Canary Wharf den Kataris.

Negativ-Werbung Fifa-Fussball-WM

Katar sicherte sich auch die Austragung der Fussball-Weltmeisterschaft 2022. Nicht nur die Vergabe in die Wüste gab zu reden, auch die Arbeitsbedingungen Tausender Bauarbeiter sorgten weltweit für Negativschlagzeilen. Laut Angaben der internationalen Gewerkschaften sollen auf den Baustellen bis anhin bereits 1200 Arbeiter gestorben sein. Bis zum Abschluss der Bauarbeiten werden sogar bis zu 7000 Todesfälle befürchtet. Für die Bauarbeiten im Hinblick auf die Fussball-Weltmeisterschaft hat Katar rund zwei Millionen ausländische Arbeitskräfte angeheuert.

Zu den Kritikern gehört auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die den katarischen Behörden vorwarf, Zusagen im Kampf gegen die «moderne Sklavenarbeit» nicht eingehalten zu haben. Die Fifa hatte wiederholt zugesichert, Anstrengungen zur Verbesserung der Lage zu unternehmen.

Ex-Premier bei Deutscher Bank

Bei der Deutschen Bank hielten Katars Ex-Premier Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani und sein Cousin Hamad Bin Khalifa Al-Thani Ende vergangenen Jahres zusammen rund acht Prozent sowie Kaufoptionen im Volumen von rund zwei Prozent. Aktuellere Daten liegen nicht vor.

Bei Hapag Lloyd wird die QIA mit 14,4 Prozent Kapitalanteil geführt. Auch Konzerne wie Hochtief, Porsche und Solarworld haben Erfahrungen mit katarischen Aktionären. Dabei haben gerade die deutschen Engagements den Grossanlegern aus dem Emirat in den letzten Jahren erhebliche Verluste gebracht.

Breit engagiert

Katar ist aber in seiner Anlagestrategie noch viel breiter engagiert. Das Emirat legt seine Gelder nach eigenen Angaben in allen möglichen Vermögensarten und Regionen an. So beteiligt sich das Emirat auf den Immobilienmärkten, kauft Ländereien, Wälder, Anleihen und andere Finanzinstrumente. Und das Land ist weiter aktiv. Erst jüngst hat sich Katar wieder in der Türkei engagiert. Daneben wurden Anteile an der russischen Ölgesellschft Rosneft erworben. Beim französischen Mischkonzern Lagardere hat Katar gerade seinen Anteil erhöht und prüft offenbar weitere Aufstockungen.

Die deutsche Handelskammer führt nach Angaben der katarischen Botschaft in Berlin 64 Firmen aus Deutschland an, die in Katars Hauptstadt Doha einen Sitz haben. Dazu zählten Allianz, Deutsche Bank, BMW, Siemens , Thyssen Krupp, Solarworld und Wintershall. Das Land hat wiederholt sein Interesse bekundet, noch stärker mit Deutschland zu kooperieren.

Die katarische Wirtschaft hat in den letzten Jahren, auch bedingt durch den Ölpreis-Rückgang, beständig an Fahrt verloren und wuchs 2016 nur noch um 2,6 Prozent. Der Aussenhandel mit Deutschland erreichte zuletzt ein Volumen von gerade drei Milliarden - das ist etwa Rang 60 unter den Handelspartnern Deutschlands. Die Wachstumsaussichten werden von Experten für das Land derzeit als eingetrübt bewertet.

(reuters/chb)