Wenige Tage vor einem wichtigen Opec-Treffen hat Katar seinen baldigen Abschied aus dem Ölkartell angekündigt. Damit schwächte das Golf-Emirat Bemühungen um eine einheitliche Haltung der Opec-Länder und verpasste Schwergewicht Saudi-Arabien eine schallende Ohrfeige.
Nach Worten von Energieminister Saad al-Kaabi beendet Katar zum Jahresende nach 57 Jahren seine Mitgliedschaft. Er sprach am Montag von einem folgerichtigen Schritt im Rahmen der langfristigen wirtschaftspolitischen Strategie seines Landes, das seine Rolle als weltgrösster Lieferant von Flüssiggas ausbauen will. Als Ölproduzent ist Katar dagegen eher eine kleine Nummer in der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec).
Die Saudis geben den Ton an
Der Minister griff Saudi-Arabien nicht namentlich direkt an, richtete aber eine unverkennbare Spitze gegen das dominierende Opec-Mitglied, mit dem sich Katar seit dem vergangenen Jahr auch in einem schwerwiegenden diplomatischen Konflikt befindet. «Wir sagen nicht, dass wir aus dem Ölgeschäft aussteigen, aber dieses wird von einer Organisation kontrolliert, die von einem einzelnen Land geführt wird», sagte er. Katar habe in dem Kartell kaum etwas zu sagen. Während Weltmarktführer Saudi-Arabien täglich elf Millionen Barrel Öl produziert, kommt das Emirat auf lediglich 600’000.
Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten haben im Juni vergangenen Jahres einen politischen und wirtschaftlichen Boykott gegen das Emirat verhängt. Sie werfen ihm Unterstützung von Terrorismus vor. Katar bestreitet die Anschuldigungen und spricht von einem Angriff auf seine Souveränität.
Symbolischer Akt
In Opec-Kreisen wurde der Rückzug Katars in erster Linie als symbolischer Akt gewertet. «Sie sind kein grosser Produzent, aber haben einen grossen Anteil an der Geschichte» der Organisation», hiess es dort. Algeriens früherer Energieminister betonte die psychologische Bedeutung von Katars Entscheidung. Dieser könnten sich andere Opec-Mitglieder anschliessen und damit Konsequenzen ziehen aus den jüngsten Alleingängen Saudi-Arabiens, erläuterte Chelil.
Die Organisation stehe womöglich vor einem historischen Wendepunkt. Saudi-Arabien stimmt sich in Fragen der Ölproduktion zunehmend mit Russland ab, das nicht zur Opec gehört. Ausserdem steht das Königreich unter besonderem Druck durch US-Präsident Donald Trump, der auf niedrige Ölpreise pocht.
Die Opec dürfte sich bei einem Treffen diese Woche auf eine Reduzierung der Förderung verständigen und dabei Unterstützung von der Regierung in Moskau erhalten. Damit soll ein Anstieg der Ölpreise erreicht werden, nachdem diese seit Oktober um fast 30 Prozent eingebrochen sind. An den Beratungen am Donnerstag und Freitag will Katar noch teilnehmen.
Ölpreise steigen deutlich
Der Ölpreis stieg am Montag deutlich an. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 62,33 US-Dollar. Das sind 2,87 Dollar oder rund fünf Prozent mehr als zum Wochenausklang am Freitagabend. Der Preis für amerikanisches Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) verteuerte sich um 2,70 Dollar auf 53,63 Dollar. Damit stoppten beide Ölsorten erst einmal die seit Anfang Oktober anhaltende Talfahrt.
Experten erklärten die Trendwende mit den Gerüchten, wonach sich Saudi-Arabien und Russland im Vorfeld des Opec-Treffens auf Produktionskürzungen verständigt haben. Zudem gab die kanadische Prozinz Alberta über das Wochenende bekannt, die Produktion deutlich kürzen zu wollen.
(reuters/mbü)