Das Bundesamt für Gesundheit und die Eidgenössische Kommission für Impffragen empfiehlt derzeit keine zweite Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus - weder generell noch für eine bestimmte Patientengruppe. Eine solche hätte derzeit nur eine geringe Wirkung.

Eine zweite Auffrischungsimpfung führe zwar wieder zu hohen Antikörperspiegeln, bringe aber beim Schutz vor neuen Ansteckungen wenig Wirkung, sagte Christoph Berger, Präsiden der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif), am Dienstag vor den Medien in Bern. Das zeige eine Studie aus Israel.

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Zwei Impfdosen eines MRNA-Impfstoffes gefolgt von einer Auffrischungsimpfung seien ein guter und anhaltender Schutz vor schweren Erkrankungen und Spitaleinweisungen. Dieser Schutz wirke auch gut gegen die mittlerweile zirkulierenden Varianten - insbesondere mit dem Booster - und auch bei der älteren Bevölkerung.

Allerdings lasse der Schutz bei der eigentlichen Ansteckung nach. Dieser Schutz sei kaum mehr gegeben bei neuen Varianten. Das habe man mit Delta und Omikron gesehen. Viele Geimpfte und/oder Genesene seien angesteckt worden. Aber es komme eben kaum mehr oder viel seltener zu Spitaleinweisungen und zu keinen benötigten Intensivbehandlungen mehr. Immungeschwächte Patientinnen und Patienten könnten aber trotzdem eine zweite Impfung bekommen. Sie müssten sich mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt absprechen.

Ausserdem könne es sein, dass vor dem Herbst eine zweite Auffrischungsimpfung empfohlen werde. Je nach dem, wie die Schutzwirkung vor Infektionen anhalte. Es bleibe abzusehen, ob das nötig sein werde und wenn ja, bei wem. Es gelte aber, dieses Szenario vorzubereiten, damit der Plan umgesetzt werden könne, wenn die Situation eintrete. Berger denkt dabei etwa an ähnliche Aktionen wie bei der jährlichen Grippeimpfung.

Eine Mitarbeiterin des Kunstmsueums entfernt einen Steller mit den Regeln betreffend des Coronavirus am Eingang des Kunstmuseums in Basel, am Donnerstag, 17. Februar, 2022. Der Bundesrat hebt per Donnerstag fast alle Corona-Massnahmen auf. Dazu gehoert auch die Maskenpflicht in Laeden, Restaurants und am Arbeitsplatz. Restaurants, Veranstaltungen und Kultureinrichtungen sind wieder ohne Covid-Zertifikat zugaenglich. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Mitte Februar fällt die Maskenpflicht: Eine Mitarbeiterin entfernt einen Steller mit den Regeln betreffend des Coronavirus am Eingang des Kunstmuseums in Basel.

Quelle: Keystone

Letzter Auftritt der wissenschaftlichen Taskforce

Weil die Krisensituation nicht mehr akut ist, wird sich die wissenschaftliche Taskforce des Bundes Ende März auflösen. Deren Präsidentin Tanja Stadler skizzierte deshalb am Dienstag vor den Medien in Bern die Handlungsfelder für die Zukunft im weiteren Umgang mit der Coronakrankheit aus Sicht der Wissenschaft.

Die Pandemie habe gezeigt, dass eine gute Luftqualität in Innenräumen sowie kollektives Maskentragen Individuum und Gesellschaft am besten schützten, sagte Stadler. Diese zwei einfachen Massnahmen müsse man in der Hinterhand behalten. Positiv Getestete sollten weiterhin zuhause bleiben, oder, falls das nicht geht, eine FFP2-Maske tragen.

Weiterhin ist laut Stadler eine intensive Überwachung der Epidemie nötig, um allenfalls rasch reagieren zu können. Ein besonderes Augenmerk sei zudem auf Long Covid und die psychische Belastung der Gesellschaft, insbesondere der Jungen, durch die Pandemie zu legen.

Die hohe Zahl psychiatrischer Behandlungen habe gezeigt, dass bestehende Angebot in einigen Bereichen nicht ausreichten. Stadler nannte die Behandlung von Angststörungen oder Depressionen bei jungen Menschen.

Die Wissenschaft werde weiter forschen und darüber kommunizieren, sei es über die Hochschulen oder die Forschungsinstitutionen. Wichtig sei auch das Zusammenspiel zwischen Politik und Wissenschaft. Dieses dürfe man nicht nur in Krisenzeiten ausbauen. Denn eines hat die Krise laut Stadler gezeigt: «Wenn wir gemeinsam und vorausschauend handeln, dann sind wir zu viel mehr fähig, als wir gedacht haben.»

Oberster Kantonsarzt Rudolf Hauri: Ansteckungen bei Festen, bei Arbeit und Sport

Feste wie die Fasnacht, aber auch kleinere Anlässe schlagen sich in höheren Covid-19-Ansteckungszahlen nieder. Und vermehrt kommt es laut dem obersten Kantonsarzt Rudolf Hauri auch bei der Arbeit und beim Sport zu Ansteckungen.

«Die Virus-Aktivität ist nach wie vor sehr hoch», sagte der Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte (VKS), am Dienstag in Bern vor den Medien.

Falle Ende März die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr, sei mit einem vorübergehenden erneuten Anstieg der Fallzahlen zu rechnen. «Künftig stehen individuelle Schutzmassnahmen im Fokus.» Kollektive Massnahmen werde es allenfalls noch in Institutionen des Gesundheitswesens oder in Kollektivunterkünften bei Ausbrüchen geben.

Nach den bisherigen Erfahrungen sei im Herbst mit einer bedeutenden Zunahme der Virus-Aktivität zu rechnen. Da das Personal des Contact Tracing mit dem baldigen Wegfall der Isolation nicht mehr gefordert sein werde, gelte es, das Wissen dieser Menschen und die auch die Strukturen der Kantone zu sichern für nächste Ansteckungswellen.

80 Prozent der Bevölkerung mit Omikron in Kontakt gewesen

In der Schweiz stecken sich gemäss den Fachbehörden des Bundes derzeit statistisch pro Woche rund 100'000 Personen mit Corona an. Zudem sind rund 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung bereits mit der Corona-Variante Omikron in Kontakt gekommen.

Aus internationalen Daten sei auch bekannt, dass Menschen von Omikron genesen sein können und sich dann wieder anstecken, sagte Tanja Stadler, Präsidentin der Covid-19-Taskforce, am Dienstag vor den Medien in Bern.

Hauri sieht solche Reinfektionen in der Praxis. Sie würden aber nicht die grosse Masse ausmachen, sagte er. Gemäss Patrick Mathys von Bundesamt für Gesundheit spricht man von einer Reinfektion, wenn zwischen zwei positiven Tests 90 Tage liegen.

Mit den neuen Daten des nationalen Forschungsprogramms Corona Immunitas gebe es dann weitere Erkenntnisse, sagte Mathys. Es würde ihn nicht erstaunen, wenn dort dann 100 Prozent der Proben Antikörper anzeigen würden. Das müsse dann aber nicht Omikron sein.

(awp/tdr)