Der Klimagipfel in Dubai ist ein Spektakel. Rund 100’000 Teilnehmende haben sich für die Weltklimakonferenz in der Wüstenmetropole registriert – weit mehr als die erwarteten 70’000. Dass es die bisher grösste COP ist, liegt vor allem daran, dass sich das Treffen thematisch gewandelt hat. Unter die Staats- und Regierungschefs, Verhandler und Expertinnen mischen sich immer mehr Wirtschaftsführende, Beratungsunternehmen und Lobbyisten. Wer nicht den Anschluss verpassen will, ist in Dubai dabei. 

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Der jährliche Gipfel ist längst keine Ein-Themen-Konferenz mehr. Energie, Gesundheit, Gleichberechtigung, Finanzfragen, Lieferketten, Kriege – weil die Klimakrise alle Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft betrifft, wird auch all das in Dubai verhandelt. Auf den Hauptbühnen, bei bilateralen Treffen hinter verschlossenen Türen, in einem der 225 Pavillons, der für die Öffentlichkeit zugänglichen «Green Zone» oder zahlreichen exklusiven Side-Events überall in der Stadt. Jeden Tag gibt es auf der COP ein Hauptthema, unzählige neue Berichte und Zusagen. Selbst Business-Deals werden hier unterschrieben und verkündet, wie etwa jener zwischen Ukraines grösstem privaten Energieversorger Dtek und dem dänischen Turbinenbauer Vesta, die bis Ende 2025 nur 100 Kilometer von der Front entfernt den grössten Windpark Osteuropas fertigstellen wollen. 

Und während in Davos die grossen Namen zunehmend fehlen, sind sie in Dubai (fast) alle dabei. Joe Biden setzte nach zwei Jahren Teilnahme einmal aus, schickte aber dafür seine Stellvertreterin Kamala Harris. Indiens Staatschef Narendra Modi nahm teil, dazu Chinas Vize-Premier Ding Xuexiang und fast alle der Europäer von Emmanuel Macron bis Rishi Sunak. In der deutschen Regierung soll es sogar Streit gegeben haben, wer ausser Kanzler Olaf Scholz und Aussenministerin Annalena Baerbock alles kommen darf. Eventuell schaut sogar Wladimir Putin noch vorbei. Dazu kommen Bankenchefs wie Brian Moynihan (Bank of America), Charlie Nunn (Lloyds), Noel Quinn (HSBC), Christian Sewing (Deutsche Bank), Blackrock-CEO Larry Fink oder IMF-Direktorin Kristalina Georgieva. Die grössten Delegationen schickten neben dem Gastgeber – den Vereinigten Arabischen Emiraten – Brasilien und China.

Die Liste der Teilnehmenden und die thematische Vielfalt zeigen, dass Nachhaltigkeit kein Sternchenthema mehr ist. Es ist der Kern von Wirtschaft, Sicherheit und Politik: Die Finanzströme verschieben sich, neue Regularien verpflichten die Firmen zur Transparenz, die Wirtschaftsbosse können die Auswirkungen des Klimawandels nicht mehr verdrängen. Viele von ihnen sind auch weiter als die Politik, weil sie erkannt haben, dass die Erderwärmung ihre Geschäftsgrundlage bedroht und die Rohstoffe knapp werden. Die Weichenstellungen für die Zukunft werden auf der COP gelegt. Entsprechend pilgert nach Dubai, was Rang und Namen hat.

Die schiere Grösse der COP 28 scheint ein unfairer Vergleich mit dem muggligen Davos. Aber der umstrittene diesjährige Gastgeber Sultan al-Jaber bietet eine funktionierende Austauschplattform, auf der bislang vorsichtiger Optimismus herrscht, dem 1.5-Grad-Ziel zumindest wieder ein Stückchen näher zu kommen. Und in der die Länder über alle Themen konstruktiver miteinander sprechen als bei vielen anderen Formaten.