Bei aller Sorge um Freiheit, Sicherheit und Wohlstand auf der Welt, der Klimawandel bleibt eine ernst zu nehmende Bedrohung. Entgegen der hysterischen Rhetorik der Menschen, die glauben, sie gehörten zur letzten Generation, die diesen Planeten beleben wird, ist es nicht das einzige Thema, das uns beschäftigen muss, aber ein Topthema.
Umso wichtiger, dass wir uns der Frage, was wir für eine Abmilderung der globalen Erwärmung tun können oder müssen, mit rationalen Argumenten, mit Fakten und Zahlen stellen. Da darf auch mal provoziert werden, wie jüngst an dieser Stelle durch den Kollegen Eichenberger. Wichtig bleibt aber die Diskussion der Fakten und der quantitativ bedeutenden Themen.
Verkehr ist ein wichtiges Thema, das mit dem Klimawandel eng verbunden ist. Der internationale Klimarat (IPCC) schätzt, dass über 20 Prozent der für die Erderwärmung wichtigen Treibhausgase aus dem Verkehr stammen. Wer eine Senkung des Ausstosses von Klimagasen will, muss für die Reduktion des Ausstosses von Klimagasen im Verkehr sein. Wer irgendwann einmal eine Netto-null-Emission vor Augen hat, muss sich um den Verkehr verschärft kümmern.
Unverständliche Subventionierung des Verkehrs
Umso erstaunlicher, dass wir auch heute noch den Verkehr subventionieren. Und dabei reden wir noch gar nicht von den Umweltkosten, die immer noch nicht von den Verkehrsträgern getragen werden müssen. Die blossen betriebswirtschaftlichen Kosten werden von den Nutzerinnen und Nutzern unserer Verkehrsmittel nicht einmal finanziert.
Nimmt man die Kosten der Treibhausgasemissionen hinzu, wird das Bild noch unangenehmer. Kein einziges unserer Verkehrsmittel deckt auch nur annähernd die Kosten, die es verursacht. Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung steht hinter einer aktiven Klimapolitik.
Sollten wir nicht zu dem Minimalkonsens in der Lage sein, aufzuhören, den Verkehr zu subventionieren?
Das Pariser Klimaabkommen wurde von 63 Prozent der Nationalräte abgesegnet. Sollten wir nicht zu dem Minimalkonsens in der Lage sein, aufzuhören, den Verkehr zu subventionieren?
Wer sich Sorgen um den ländlichen Raum macht und wer befürchtet, dass dann nur noch die Reichen mobil sein werden, dem sei entgegengehalten, dass sich weder Treibstoff- noch Bahnpreise als Mittel der Sozial- oder Regionalpolitik besonders gut eignen. Sie sind ineffizient, weil von ihnen eben auch die Reichen und insbesondere die Städter in grossem Umfang profitieren. Es gibt bessere Instrumente der Umverteilung und der Regionalförderung als die Subventionierung von Treibhausgasemissionen.
Oder ganz einfach gesagt: Es ist egal, ob CO2 von Bussen, Zügen, E-Autos oder Verbrennern stammt, jedes CO2 ist schlecht. Ohne die Abschaffung der Subventionierung der Mobilität bleibt Klimapolitik auf Dauer unglaubwürdig.
In der Kolumne «Freie Sicht» schreiben neben Isabel Martínez, Ökonomin an der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich, auch Reiner Eichenberger, Professor für Finanz- und Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg, der Ökonom Klaus Wellershoff, Gründer und Verwaltungsratspräsident von Wellershoff Partners und Honorarprofessor an der Universität St. Gallen, sowie der «Handelszeitung»-Co-Chefredaktor Markus Diem Meier. Die in der Kolumne vertretenen Ansichten müssen sich nicht mit jener der Redaktion decken.
10 Kommentare
Soweit mir bekannt wird der Autoverkehr in keinem Land Europas subventioniert, sondern wird durch sehr hohe Steuern regelmässig benachteiligt. Grüne rechnen dann regelmässig irgendwelche Phantasiewerte zur "Umweltbelastung" durch den Strassenverkehr ein um das gewünschte Ergebnis zu erhalten.
CO2 ist ein Spurengas in der Atmosphäre dass für das Pflanzenwachstum existenziell ist. Die menschlichen Emissionen sind bedauerlicherweise zu gering um den CO2 Kreislauf der Erde massgeblich zu beeinflussen.
Kein Dorf ist wirklich autark. Es braucht eine Zufahrtstrasse, u.a. für die Post und die Versorgung. Wenn die Strasse schon da ist, ist deren Benutzung mit versteuertem Benzin gar nicht so abwegig, mit elektrischen Fahrzeugen (noch steuerfrei) genau so wenig.
Strassen werden leider oft von Gemeinden statt von Verkehrsteilnehmer finanziert. Das führt zu einer enormen Subvention von Autoverkehr durch Velofahrer. Weil Autos fahren viel längere Strecken, benötigen viel mehr Platz und verursachen viel mehr Schäden.
nette Meinung, aber where is the beef?
Herr Wellershoff hat 100% recht. Wegen diesen Subventionen wird Verkehr "überkonsumiert". Es findet Verkehr statt der mehr Schaden als Nutzen erzgeugt. Jeder erstsemester Oekonomiestudent weiss das. Niemand wagt sich dagegen vorzugehen. Das führt zu enormen volkswirtschaftlichen Schäden. Diese betragen um die 4000 CHF pro Auto pro Jahr.
CARA VERA
UND DIE SUBVENTIONEN DES Ö.V. ?
BITTE NICHT NUR AUF DEM AUTO HERUMTRAMPEN.
ALLE AUFFÜHREN AUTO, ZUG TRAM BUS FLUGVERKEHR, MOFA, ELELEKTROBIKE, ETC., ETC.
Klar macht OeV auch riesige externe Kosten. Darum schreibe ich ja vom "Verkehr". Nur Fussgänger und Velofahrer decken ihre Kosten.