Steigen die Krankenkassenprämien in der Schweiz 2017 viel stärker, als vom Bund veranschlagt? Gestern sprach das Bundesamt für Gesundheit (BAG) von einem durchschnittlichen Plus um 4,5 Prozent. Eine Studie des Vergleichsdienstes Comparis kommt nun zum Ergebnis, dass die Prämien im kommenden Jahr sogar um 5,8 Prozent zulegen. Der Grund: In die Berechnung des Bundes fliessen gemäss Comparis nicht alle Prämien mit ein. Ein Vergleich der Krankenkasse lohne sich nicht nur für Versicherte mit einem hohen Aufschlag, ist Comparis-Experte Felix Schneuwly überzeugt. Wichtig sei auch, die absolute Höhe der Prämie im Auge zu behalten.
Gemäss dem Online-Vergleichsdienst Moneyland fällt der Anstieg im nächsten Jahr ebenfalls höher aus als das angekündigt hat. Moneyland rechnet mit einem Plus von durchschnittlich 5,3 Prozent.
Denn der Bund berücksichtigt bei seiner Berechnung nur Prämien für Erwachsene im Standardmodell mit 300er-Franchise und die Unfalldeckung. Vergleicht man jedoch über alle Kantone, Altersgruppen, Kassen, Modelle und Franchisen, fällt der Anstieg gemäss den Vergleichsportalen deutlich höher aus. «Vor allem Versicherte mit Telmed-Modell und 2500er Franchise sind betroffen. Die höchsten Krankenkassenprämien bezahlt man durchschnittlich in den Kantonen Basel-Stadt und Genf», heisst es in der Comparis-Mitteilung.
Aufschläge von über 10 Prozent
Der höchste Aufschlag betrifft demnach Kinder im Kanton Aargau, die bei der KK Birchmeier im Hausarzt-Modell mit Franchise 0 versichert sind. Sie werden im nächsten Jahr um 36 Prozent stärker belastet. Rund die Hälfte der insgesamt 4,1 Millionen Versichterten muss für 2017 mit einem Prämienaufschlag über dem errechneten Schnitt von 5,8 Prozent rechnen, heisst es weiter. Von Aufschlägen über 10 Prozent sind demnach sogar 1,6 Millionen Versicherte betroffen.
Vergleicht man die Krankenkassenprämien pro Kanton, so zeigt sich, dass die Einwohner von Basel-Stadt und Genf am tiefsten in die Tasche greifen müssen. In Basel-Stadt zahlt man im Schnitt 5063 Franken im Jahr für die Krankenversicherung und in Genf 4863 Franken. Am besten schneidet mit 2762 Franken im Jahr der Kanton Appenzell Innerrhoden ab.
Gemäss dem Berner Gesundheitsökonomen Heinz Locher ist einer der grössten Mängel im Gesundheitswesen heute die fehlende Transparenz. Im Interview spricht er von einer «Blockade der Leistungserbringer – der Ärzte und Spitäler – gegen Transparenz.»
(moh)