Der Bund hat seine Pflichtlager von Antibiotika freigegeben. Grund ist, dass die in China ansässige Herstellerfirma eine Wirkstoff-Kombination vorübergehend nicht liefern kann, die als Antibiotikum bei schweren Infekten gebraucht wird, vor allem in Spitälern. Es handelt sich um die Wirkstoff-Kombination Piperacillin/Tazobactam, wie das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) am Montag mitteilte.
Verwendet wird diese Kombination für ein wichtiges über die Blutbahn verabreichtes Antibiotikum. Gebraucht wird dieses bei schwersten, lebensbedrohlichen Infekten. Es kann auch bei Problemkeimen und im Notfall ohne weiteres Abwarten von Laborresultaten eingesetzt werden, wie das BWL schreibt.
Engpass auf dem freien Markt
Auf dem freien Markt sind wegen des Lieferstopps in China nur noch beschränkt Medikamente mit der Wirkstoff-Kombination Piperacillin/Tazobactam erhältlich. Weil die Versorgungssituation kritisch ist, sind am Montag die Pflichtlager freigegeben worden.
Beim Bund geht man davon aus, dass der Engpass so überbrückt werden kann und die betroffenen Patientinnen und Patienten versorgt werden können. Das BWL verteilt nun die Pflichtlagermengen gemäss dem Bedarf an die Spitäler und nutzt dazu die normalen Lieferkanäle.
Aussergewöhnlicher Fall
Laut Ueli Haudenschild vom BWL kommt es zwar relativ häufig vor, dass Antibiotika vorübergehend nicht lieferbar sind. Der derzeitige Fall sei aber insofern ein besonderer, als dass der betroffene Wirkstoff in bestimmten Fällen zwingend verabreicht werden müsse, sagte er auf Anfrage. Aussergewöhnlich sei der Fall auch, weil das Problem bei einem Wirkstoff-Hersteller liege und nicht bei einem Lieferanten. Dadurch seien mehrere Schweizer Lieferanten betroffen, und die Lieferanten könnten sich nicht wie bei anderen Ausfällen gegenseitig aushelfen.
Das Unternehmen in China, das die Wirkstoff-Kombination Piperacillin/Tazobactam liefert, produziert laut BWL den Grossteil des weltweit verfügbaren Wirkstoffes. Grund des Produktionsunterbruchs ist laut Haudenschild ein Brand in dem Betrieb. Man gehe derzeit davon aus, dass die Firma vom Frühsommer an wieder produzieren könne, sagte Haudenschild. Einen Alternativhersteller gebe es zwar, doch habe dieser nicht die Kapazität, sämtliche Bedürfnisse abzudecken.
(sda/ise/moh)