Scott Miller soll also der neue US-Botschafter für die Schweiz heissen, der die Nachfolge des vormals Trump-Gesandten Edward McMullen antritt. Dies ein gut halbes Jahr nach dem Abtritt McMullens am 17. Januar dieses Jahres. Seither ist die Stelle vakant.
Scott Miller ist in der Diplomatie noch ein unbeschriebenes Blatt. Ausgezeichnet haben sich er und sein weitaus bekannterer Ehemann Tim Gill unter anderem durch Spenden in Millionenhöhe an die US-Demokraten und Anliegen der LGBTQ-Community. Botschafterposten in den USA werden traditionell an generöse Parteispender vergeben.
Rückkehr zu alter Tradition
Vorgänger McMullen war insofern eine Ausnahme, als sein Tätigkeitsbereich mehr auf die Imagepflege des Präsidenten ausgerichtet war. Er ist der Gründer von McMullen Public Affairs, ein Unternehmen für Werbung und Corporate Public Affairs. Für die Administration Trump war das die geeignete Visitenkarte für einen Botschafter für die Schweiz und Liechtenstein.
Mit Miller kehren die USA zu einer alten Tradition zurück. Seit Jahrzehnten werden Diplomatenposten in der Schweiz mit Leuten besetzt, die entweder im Banking, im IT-Sektor oder in der Autmobilbranche zu Ruhm und Ehren gekommen waren. Millers Vorgänger mit der Ausnahme von McMullen, haben ihr Geld im Technologie- und Mobilitätssektor gemacht.
Suzan Levine zum Beispiel, Botschafterin für die US-Demokraten unter Obama, ist unter anderem bei der Nasa und Microsoft gross geworden. Donald Beyer, ebenfalls ein Obama-Gesandter, hatte von den Eltern die Beyer Automotive Group übernommen und war unter anderem für Volvo tätig. Beyers Vorgänger, der Bush-Republikaner Peter Coneway, war Investmentbanker bei Goldman Sachs.
Ex-UBS-Manager
Scott Miller hat sich seine Sporen als Vermögensberater bei der UBS, als Big Spender über die Gill Foundation und als LGBTQ-Aktivist verdient. Die beiden letzten Engagements sind es, die er mit seinem noch bekannteren Ehemann Tim Gill gemeinsam hat, der auch die gleichnamige Gill Foundation gegründet hat.
Tim Gill hatte es unter die 400 reichsten US-Amerikaner mit dem Verkauf seines 1981 gegründeten Unternehmens Quark geschafft, bekannt für dessen Publishing-Software QuarkXPress. Sein Mann Scott Miller fiel bislang eher durch seinen Einsatz für queere Minderheiten und als Philanthrop auf.
Sowohl Miller als auch sein Ehemann Tim Gill unterstützten nicht nur die Karrieren von demokratischen Toppolitikern wie Barack Obama, Hillary Clinton und Joe Biden. Sondern setzen sich im Namen der 1994 gegründete Gill Foundation auch für Aufklärungskampagnen zum Verbot von Konversionstherapien für Homosexuelle und zur Beendigung der Diskriminierung von queeren Menschen ein. Zudem kümmerte sich die Stiftung während der Corona-Pandemie um die Verteilung von rund 5,6 Millionen Mahlzeiten für zehntausende Bürger in Not in Colorado und förderte die Ausbildung in MINT-Fächern an öffentlichen Schulen.
Hearing im US-Senat
Miller und sein Ehemann Tim Gill sind die grössten Spender für die Gleichberechtigung von LGBTQ in der Geschichte und haben bereits hunderte Millionen Dollar dafür gespendet. Millers Nähe zur Schweiz kommt vor allem in seiner Position als Vice President bei der UBS für das Wealth Management in Denver zum Vorschein. Er beriet dabei insbesondere vermögende Familien und Stiftungen. Nebst seinen Vermögensberatungsmandaten war er auch als Unternehmensberater für Accenture tätig und trat auch als weltweit tätiger Eventplaner für Wohlhabende hervor.
Der künftige Neo-Botschafter ist studierter Betriebswirt der University of Colorado Boulder. Sein offizieller Antritt als Botschafter in Bern ist Formsache. Er muss noch vor den US-Senat zur Anhörung antreten, bevor er dem Bundesrat sein Beglaubigungsschreiben präsentieren kann.