Wie der Ukraine-Krieg eine weltweite Weizenkrise hervorruft und drei Wege, sie zu lösen.
Ali Ibrahim ist alarmiert: «Die Menschen sind in Panik, anstatt eines oder zweier Pizzabrote kaufen sie vier oder fünf.» In manchen Bäckereien seien die Regale bereits nach wenigen Stunden leer, sagte der Präsident der libanesischen Bäckervereinigung in einem TV-Bericht. Weizen ist knapp geworden im Libanon, die Preise galoppieren. Schon in drei Wochen sollen die Vorräte am Ende sein.
Grund ist der Krieg in der Ukraine. Die Ukraine und Russland zählen zu den wichtigsten Exporteuren von Weizen weltweit, aber auch von Mais, Gerste und Düngemitteln. Wie der Libanon sind viele Länder des Mittleren und Nahen Ostens stark von russischen und ukrainischen Getreidelieferungen abhängig.
Die Ernährungssituation verschärft sich. Besonders kritisch ist die Situation im Bürgerkriegsland Jemen, wo schon vor der dem russischen Überfall auf die Ukraine 13 Millionen Menschen, vor allem Kinder, vom Hungertod bedroht waren. Bereits heute leiden weltweit 800 Millionen Menschen an Hunger. 276 Millionen Menschen sind akut vom Hunger bedroht, nun könnte die Zahl auf 300 Millionen steigen.
Auch einige afrikanische Länder sind stark exponiert. Eritrea bezieht sein ganzes Getreide aus der Ukraine und Russland. In Somalia sind es mehr als 90 Prozent, die Republik Kongo, Madagaskar und Ägypten liegen bei mehr als 70 Prozent. Die ägyptische Regierung ist aus Angst vor sozialen Verwerfungen dazu übergegangen, den Brotpreis zusätzlich zu stützen.
Aber auch ein wohlhabendes Land wie Finnland, das mehr als 80 Prozent seines Weizens aus Russland bezieht, wird sich nach Alternativen umschauen müssen.
Welche Möglichkeiten gibt es, die dramatische Weizenkrise abzuwenden oder mindestens deutlich zu milden? Eine Analyse in vier Punkten.