Der Basler Professor für Strafrecht und Experte für Korruption ist gerne dabei, wenn die Schweiz als Hort korrupter Potentaten zu verschreien ist. Gelegenheit zu lästern bekam er gestern am Plenum der Helsinki-Kommission, die unter der unzweifelhaften Affiche «Russlands Schweizer Handlanger» stattfand.
Pieths Vorredner, der schrille Brite Bill Browder, setzte den Ton und meinte, die Schweiz hätte gerade mal 7 Milliarden Franken an russischen Oligarchengeldern blockiert, eine echte Beleidigung. Bei seinem Furor ging freilich unter, dass allein eine Schweizer Bank – die Credit Suisse – bis dato nicht 7, sondern über 10 Milliarden blockiert hat.
Pieth nahm das krude Zahlenspiel gerne auf und folgerte, Browders (falsche) Ausführungen zeigten, dass die Untersuchungsbehörden in der Schweiz inkompetent oder – noch schlimmer – eingenommen seien. Und das Seco, zuständig für Sanktionen gegen Russland, überfordert. Und weil das so sei, gäbe es für die USA guten Grund, in der Schweiz durchzugreifen («The US has a roll to step in»).
Heute freilich, nachdem selbst Aussenminister Ignazio Cassis nach all diesem Unsinn interveniert hat, setzt Pieth zur Pirouette an. «Man könnte meinen, die Schweiz sei schlimmer als ein Piratenloch», säuselte der Experte, der gestern noch ein Eingreifen der USA forderte, um die untätigen Schweizer Mores zu lehren.
Dieses Doppelspiel – gestern Zunder, heute Zucker – kennt Pieth auch von der Fifa, wo sein Institut für all seine Beratungsarbeiten rund um die geplanten Reformen 2,5 Millionen Franken kassierte. Erstaunlicherweise war Pieth ausgerechnet mit seinem Auftraggeber Sepp Blatter im Reinen. Der Fifa-Präsident sei Garant dafür, meinte er damals, dass sich etwas in der Fifa bewege und die Reformen durchgesetzt würden.
Und bevor die USA auf Geheiss Pieths die Kavallerie losschicken: Die Financial Action Task Force, die Transparency and Exchange of Information for Tax Purposes sowie die OECD attestieren der Schweiz, die Sanktionen gegen Russland konsequent umzusetzen.