Zuletzt gab eine Studie der Pensionskasse Proparis zu reden. Dieser Studie gemäss würden 58 Prozent ihrer Versicherten wegen der BVG-Rentenreform eine Rentensenkung erleiden. Alle stürzten sich auf die Zahlen.

Dumm nur: Das stimmt so gar nicht, wie die Pensionskasse nach viel Kritik zugab. Nach der Korrektur sah das Ganze dann weniger spektakulär aus. Unklar bleibt, ob das nur eine peinliche Panne war oder ob die Zahlen gezielt falsch herausgegeben wurden. Präsident der Pensionskasse ist der frühere Gewerbedirektor Hans-Ulrich Bigler – ein bekannter Gegner der Rentenreform.

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Das Beispiel zeigt das grosse Problem dieser komplexen Abstimmungsvorlage: Pauschale Aussagen sind schwierig und zielen nicht selten daneben. Wer wissen will, wie sich die Reform auf ihn oder sie auswirkt, kann das fast nur über die eigene Pensionskasse herausfinden. Am konkreten Einzelfall.

Dieser Umstand wird politisch ausgeschlachtet. Denn wo Unklarheit herrscht, lassen sich Ängste oder Fantasien bewirtschaften. Und so werden gerne auch mal Aussagen gemacht, wo Aussagen gar nicht möglich sind.

Allwissende Politiker

Wie das? Nehmen wir die rund 85 Prozent der Versicherten – eine Zahl von Bund und Pensionskassen –, die deutlich mehr Geld in der Pensionskasse angespart haben als vorgeschrieben. Unter Expertinnen und Experten ist unbestritten, dass sie von der Rentenreform wohl nicht negativ betroffen sind. Dies, weil ihre Kassen nicht direkt an die Kennzahlen des Gesetzes gebunden sind. Von vielen Politikerinnen und Politikern werden diese 85 Prozent schlicht ausgeblendet. Man spricht nur über die 15 Prozent, deren Situation anders aussieht und einfacher zu beschreiben ist.

Ein zweites Beispiel: Die Reform schreibt zwar vor, wie stark sich Lohnabzüge und Umwandlungssätze verändern. Die grosse Unbekannte bleibt aber die Verzinsung der Vorsorgeguthaben – ein riesiger Hebel bei einem 30-Jährigen, der erst in 35 Jahren pensioniert wird. Bewirkt die Rentenreform eine höhere Verzinsung, weil woanders – bei den laufenden Renten – Geld eingespart wird, wirkt das der Senkung des Umwandlungssatzes entgegen. Dass dieser Effekt eintritt, ist plausibel. Doch wie gross er sein wird, kann niemand voraussagen. Und damit ist jede Prognose über eine solche Zeitdauer wertlos.

Politikerinnen und Politiker, die so tun, als wüssten sie alles, handeln unredlich. Ja, die Pauschalisierung ist ihr Job. Aber die Grenze des Pauschalisierens liegt da, wo wichtige Informationen unterschlagen werden.