Die Sperrung der Nutzerkonten von Donald Trump setzt Twitter zu. Die in Frankfurt gelisteten Aktien gaben am Montag bis zu acht Prozent nach, nachdem der Dienst am Freitagabend dauerhaft die Accounts des scheidenden Präsidenten gesperrt hatte.
Auch im vorbörslichen US-Handel büssten die Aktien rund sieben Prozent ein. Börsianer rechneten für Twitter mit einem negativen Einfluss. «Erwarten Sie einen leichten Nutzerrückgang, obwohl die Erosion des Engagements eine grössere Frage ist», schrieben die Analysten von Bernstein in einer Notiz. Rechtsextreme Gruppen setzen stark auf digitale Plattformen wie Parler, Gab, MeWe, Zello oder Telegram und könnten sich von den führenden Social-Media-Kanälen abkoppeln – so eine Erwartung.
Zudem könnten auf Twitter zusätzliche Kosten zukommen, wenn von Nutzern hochgeladene Inhalte stärker moderiert werden sollen. Dies könnte nach Ansicht der Bernstein-Analysten wiederum Facebook zugute kommen, da Mark Zuckerbergs Konzern bereits deutlich mehr Mitarbeiter zur Durchsicht von Beiträgen beschäftigt als Twitter. Facebook hat Trumps Konto ebenfalls bis mindestens zum Ende seiner Amtszeit als Präsident gesperrt.
Hintergrund für den Ausschluss von Trump auf den Social-Media-Kanälen ist der Sturm auf das Kapitol durch Trump-Anhänger in der vergangenen Woche. Der noch amtierende Präsident hatte zuvor seine Anhänger aufgefordert, zum Kapitol zu marschieren, wo die Wahl seines Rivalen Joe Biden gerade offiziell bestätigt werden sollte. Twitter befürchtete eine weitere Anstiftung zu Gewalt und reagierte mit der Sperrung des Zugangs von Trump.
Für Eingriffe das Gesetz
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat inzwischen die dauerhafte Sperrung des Twitter-Accounts von Trump skeptisch beurteilt. «Das Grundrecht auf Meinungsfreiheit ist von elementarer Bedeutung», sagte ihr Sprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Eingriffe könne es nur entlang der Gesetze geben, nicht aber nach Beschluss von Betreibern von Social-Media-Plattformen. «Unter dem Aspekt sieht die Bundeskanzlerin es als problematisch an, dass jetzt die Konten des US-Präsidenten dauerhaft gesperrt wurden.»
Richtig sei auch, dass die Betreiber hohe Verantwortung dafür trügen, dass die politische Kommunikation nicht durch Hass, Lügen und Anstiftung durch Gewalt vergiftet werde. Es sei daher auch angemessen, dass Mitteilungen mit Anmerkungen versehen würden.
«Unter dem Aspekt sieht die Bundeskanzlerin es als problematisch an, dass jetzt die Konten des US-Präsidenten dauerhaft gesperrt wurden.»
Steffen Seibert, Sprecher der deutschen Regierung
Auch die Aktien von Facebook waren im vorbörslichen US-Handel unter Druck. Die Tech-Konzerne arbeiten daran, Distanz zur Trump-Bewegung zu gewinnen, was andererseits ihre Einnahmen schmälern dürfte. Google, Apple und Amazon warfen die rechte Site Parler hinaus. Die E-Commerce-Plattform Shopify schluss zwei Sites, die für die Trump-Kampagnen Geld auftrieben und Trump-Fanartikel anboten. Auch der Zahlungsdienstleister Stripe soll, so «Bloomberg» unter Berufung auf Eingeweihte, Überweisungen für die Trump-Kampagne stoppen.
(AWP, «Bloomberg» - rap)