Die Befürworter des zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubes sind zwar erfreut über das Ja, doch nun wird ihr Ruf nach einer Elternzeit lauter. Gegner der «Papizeit» befürchten derweil eine starke Belastung der KMU und der Sozialwerke.

Der Präsident des Gewerkschaftsdachverbandes Travail Suisse, Adrian Wüthrich, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, dieses Ja sei ein erster und notwendiger Schritt in die richtige Richtung bei der Familienpolitik.

Endlich gebe es für den Vaterschaftsurlaub mehr Zeit als für einen Umzugstermin, so Wüthrich, der auch im Komitee «Vaterschaftsurlaub jetzt» sitzt. Mittelfristiges Ziel soll nun die Einführung eines Elternurlaubs sein, sagte der Walliser Nationalrat Mathias Reynard (SP) vom Komitee.

Ins gleiche Horn stösst der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB). Der Vaterschaftsurlaub müsse der Aufbruch zu einer Familienpolitik sein, die es Männern und Frauen erlaube, sich gleichberechtigt um Familie und Erwerbseinkommen zu kümmern, hiess es in einer Mitteilung. Das Ziel sei eine längere Elternzeit.

FDP für 16-wöchigen Elternurlaub

Das Abstimmungsresultat zeige, dass sich die Bevölkerung eine zeitgemässe Familienpolitik wünsche - dazu gehöre in einem nächsten Schritt die Einführung einer Elternzeit, hiess es auch in einer Medienmitteilung mehrerer Verbände, Parteien und Organisationen, darunter SP Schweiz, GLP und Grüne Schweiz sowie verschiedener Kinder- und Familienorganisationen. Gemeinsam wollen sie der Elternzeit in der Schweiz zum Durchbruch verhelfen.

CVP-Nationalrat Martin Candinas (GR), auf dessen Initiative der zweiwöchige Vaterschaftsurlaub zurückgeht, wird in der Mitteilung seiner Partei mit folgenden Worten zitiert. «Es ein guter und pragmatischer Kompromiss, der finanzierbar, KMU-freundlich und wirtschaftskompatibel ist.» Das Ja ist für auch für die BDP ein Mittel, um den KMU gleich lange Spiesse wie den Grosskonzernen zu geben.

Für die FDP ist der «staatlich verordnete zweiwöchige Vaterschaftsurlaub» nicht die gewünschte Lösung, wie die Partei in einer Mitteilung schrieb. Damit Frauen und Männer ihr Leben eigenverantwortlich gestalten könnten, brauche es einen 16-wöchigen Elternurlaub. Dieser würde eine flexible Lösung bieten. Zudem seien die Kosten für die KMU in der aktuellen Corona-Krise eine zusätzliche Herausforderung.

Für die SVP ist es bedauerlich, dass es beim Vaterschaftsurlaub nicht gelungen ist, den Souverän von einem Nein zu überzeugen, wie die Partei in einer Mitteilung schrieb.

«Die KMU sind die Verlierer»

Für das Referendumskomitee gegen den Vaterschaftsurlaub ist das Ja der falsche Weg. «Die KMU sind die Verlierer», sagte die Co-Präsidentin und Zürcher SVP-Gemeinderätin Susanne Brunner gegenüber dem Fernsehen SRF. Weitere Lohnabgaben würden die kleinen und mittleren Unternehmen belasten.

Für ihre Mitstreiterin, die Thurgauer SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr, ist das Ja ein fahrlässiger, unnötiger Ausbau der Sozialwerke. Gerade zu Zeiten des Coronavirus seien noch mehr Lohnabzüge nicht der richtige Weg, dies schwäche die Sozialwerke. Man müsse stattdessen dringend die bestehenden Sozialversicherungen sanieren.

Das Referendumskomitee rund um den Schweizerischen Gewerbeverband (SGV) kämpfte gegen den Vaterschaftsurlaub. So bedauert auch SGV-Präsident Hans-Ulrich Bigler das Ja zum Vaterschaftsurlaub. Dieser werde zu einer Belastung für die junge Generation. «Ich mache mir Sorgen, wie man alle diese Sozialversicherungen finanzieren soll», sagte Bigler, der auch Mitglied des Referendumskomitees ist.

(sda/gku)

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