Wie können wir die Klimakatastrophe abwenden? In der grossen Debatte schälen sich zwei grundlegende Sichtweisen heraus. Die eine erfährt man insbesondere auf den Klimademos. Sie besagt: Entweder – oder. Entweder wir machen drastische Abstriche beim Kapitalismus und beim Laissez-faire – oder wir laufen ins Armageddon. Die grüne Opposition ruft zunehmend laut nach sozialem Druck und starkem Staat, nach Vorschriften und Gesetzen. Inzwischen gibt es Kämpfer für den Klimaschutz, die offen bezweifeln, dass die Demokratie dem Gebot der Stunde noch genügen kann.

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Die etablierten Politiker und Parteien setzen eher auf ein Sowohl-als-Auch. Sie gleisen irgendwelche Pakete auf, mit Kerosinsteuern, CO2-Taxen und Ölheizungsverboten. Zugleich wollen sie jene Wähler beruhigen, die gern Auto fahren, in die Ferien fliegen und lieber warm duschen. Ein schönes Beispiel des gespaltenen Verhaltens bot soeben die Regierung in Berlin, die erst ein Klimaschutzpaket verkündete und tags darauf 380 Millionen Euro lockermachte, um den Ferienflieger Condor zu retten (um also letztlich Mittelmeer-Charterflüge zu subventionieren). Ein ähnliches Muster sehen wir in Norwegen, wo die Regierung den internationalen Klimaschutz-Champion spielt und zugleich die Billig-Airline Norwegian über Wasser hält.

Kapitalismus? Politik!

Mit Kapitalismus hat das wenig zu tun, umso mehr mit Politik. Auch in China verspricht die KP-Regierung, dass die Trendwende beim CO₂-Ausstoss bis 2030 geschafft sei. Doch dieselbe KP-Regierung verkündete jetzt voller Stolz, eine der längsten Schwerlast-Eisenbahntrassen der Welt eröffnet zu haben. Distanz: 1800 Kilometer. Einziger Zweck: die Erschliessung von Kohleabbaugebieten.

Völlig verständlich also, dass die Klimaaktivistin Greta Thunberg von «World Leader» zu «World Leader» reist und jedem ihr «How dare you!» entgegenruft.

Und doch zeigt sich hier ein fast kindlicher Glaube, dass Politiker die Menschheit weiterbringen. Darin scheinen sich die Entweder- oder- und die Sowohl-als-auch-Fraktion einig: Jede Lösung kommt vom Staat; Privatwirtschaft und Privatinitiative sind bestenfalls ein Hindernis, schlimmstenfalls das Problem.

Warum eigentlich? Immerhin war es seit über 200 Jahren, seit den frühesten Tagen von Aufklärung und Industrialisierung stets eine Kombination aus Erfindergeist, Wissenschaft und Privatwirtschaft, die echte Antworten auf die grossen Probleme der Menschheit geboten hat.

Der sogenannte Fortschritt

Man stelle sich nur einmal vor, eine engagierte junge Frau hätte den Staatsmännern des Jahres 1989 eine ähnliche Monsteraufgabe gestellt, wie Greta Thunberg es 2019 tut. Sie hätte also verlangt, innerhalb von nur drei Jahrzehnten 2,5 Milliarden Menschen aus der schlimmsten Armut zu heben und die Kindersterblichkeit zu halbieren: Wer hätte ihr da viel Hoffnung gemacht? Und wie viele hätten sie da genauso freundlich belächelt wie Greta Thunberg heute belächelt wird?

Aber es wurde erreicht. Dabei war die Bekämpfung der bittersten Armut den «World Leaders» nie besonders wichtig, und durch Dekrete wäre das (Zwischen-)Ziel ohnehin nicht zu schaffen gewesen. Es ging nur durch den sogenannten Fortschritt. Durch kleine, mittlere und grössere Erfindungen. Durch neue Organisationsformen, durch Effizienzsteigerungen da und dort. Durch freieren Handel. Durch mehr oder weniger erfolgreiche Unternehmen, durch neue Chancen für zahllose Individuen. Und durch Tausende Ideen von Abertausenden Menschen.