Vor einer Woche beschwerte sich Natalie Rickli bei «Tele Züri» über zu viele Deutsche in der Schweiz. Diese erzeugten riesigen Druck auf Arbeitsmarkt, Infrastruktur, Strassen und Schulen.

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„Ventilklausel“ für Zuwanderer gefordert: Schweizer Politikerin: „Zu viele Deutsche im Land“ - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/ausland/ventilklausel-fuer-zuwanderer-gefordert-schweizer-politikerin-zu-viele-deutsche-im-land_aid_741839.html

Im Interview mit dem «Sonntagsblick» sagt die SVP-Nationalrätin jetzt: «Einzelne Deutsche stören mich nicht, mich stört die Masse.» Die Diskussion über die Zuwanderung sei wichtig und nötig. «Mitte-links-Politiker und Journalisten werfen mir einen Satz vor, statt über verfehlte Zuwanderungspolitik zu reden», so Rickli.

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Die Schweiz habe ein Problem mit der Zuwanderung und der Personenfreizügigkeit. «Wir haben zu viel Kriminalität. In unseren Gefängnissen sind 70 Prozent Ausländer. Wir haben ein Asylchaos», sagt die SVP-Frau. Denn jeder könne in die Schweiz kommen, hier arbeiten und habe Zugang zu den Sozialleistungen.

«Deutsche nehmen Leuten vom Balkan die Arbeitsplätze weg. Diese werden arbeitslos und für uns zur Belastung», so Rickli. Sie bekomme Mails vieler Bürger, die wegen jüngerer Deutschen die Stelle verlieren würden.

Schweizer sollten Vorrang bei der Stellenbesetzung haben. «Findet man keinen Schweizer, sollen wir Spezialisten von überallher holen können, nicht nur aus der EU», fordert die Nationalrätin.

Deutsche Touristen sagen Schweiz-Reisen ab

Derweil sagen Touristen aus Deutschland laut einem Bericht von «Der Sonntag» wegen Ricklis Aussage ihre geplante Reise in die Schweiz ab. «Über unsere Niederlassung in Deutschland haben wir von ersten Annullationen erfahren», sagt Jürg Schmid, Direktor von Schweiz Tourismus in der Zeitung.

Der Walliser Tourismusdirektor Urs Zenhäusern hat laut dem Bericht bereits zehn Mails von deutschen Gästen erhalten, die ihre Ferien annullieren, weil sie sich wegen des «Deutschenhasses» in der Schweiz nicht mehr willkommen fühlen.

Ricklis Attacke komme zum ungünstigsten Zeitpunkt, sagt Gaudenz Thoma, Chef von Graubünden Ferien gegenüber «Der Sonntag». Der Tourismus leide bereits unter dem starken Franken. «Da sind unausgegorene Rückenschüsse aus der Politik umso unverständlicher. Unsere intensiven Bemühungen, den Gästerückgang aus dem mit Abstand wichtigsten Auslandsmarkt Deutschland zu stoppen, werden so desavouiert.»

Kritik aus den eigenen Reihen

Bei CVP-Nationalrätin Barbara Schmid-Federer stossen Ricklis Aussagen ebenfalls auf wenig Verständis: «Die Deutschenfeindlichkeit hat ein bedenkliches Ausmass angenommen», sagt sie.

Auch aus der eigenen Partei ernetet die SVP-Politikerin Kritik: «Ich bin absolut dagegen, dass man so mit Deutschen umgeht», sagt SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner. «Ich mache mit deutschen Zuwanderern ausnahmslos beste Erfahrungen».

Rickli selber sagt der Zeitung: «Ich habe nicht erwartet, dass meine Aussagen so hohe Wellen werfen». Ihr Unmut, zu dem sie stehe, richte sich gegen die Zuwanderung allgemein und nicht gegen Deutsche.

Umfrage: Rund ein Drittel stimmt Rickli zu

Der «Sonntagsblick» beauftragte ein Meinungsforschungsinstitut mit einer Umfrage zum Thema bei 1001 Frauen und Männern. Das Ergebnis: 36 Prozent stimmen Natalie Rikli zu, es habe «zvill Tüütschi» in der Schweiz. 58 Prozent sagten dagegen, der Anteil der deutschen Bevölkerung hierzulande sei gerade recht.    

Zum Image der Deutschen schreibt der «Sonntagsblick» basierend auf der Umfrage: «Bei den Einheimischen lösen die Deutschen offensichtlich die Befürchtung aus, dass diese den Schweizern die Jobs wegnehmen und die Miet- und Immobilienpreis in die Höhe treiben.»

Klar sei den Befragten aber, dass die Wirtschaft auf die Deutschen angewiesen Sie. «Diese gelten zwar als hochnäsig - im direkten Umgang bewahrheitet sich dann dieses Vorurteil aber oft nicht», heisst es. Relativ gering sei die Befürchtung, die Deutschen könnten die Schweizer Kultur verändern.

(tno)