Am 18. Juni stimmen wir über das Klimaschutzgesetz ab, das für die Schweiz bis 2050 «Netto-null-Emissionen» anstrebt und entsprechende Anreize bietet. Falls Sie immer noch zögern, für die Initiative Ja zu stimmen, sage ich eines: Sie stimmen nicht nur über die CO2-Emissionen ab, sondern auch über die Erhaltung von Wohlstand, Wettbewerbsfähigkeit und Biodiversität in der Schweiz.

Vielleicht klingt es merkwürdig, dass ein Gesetz, das uns punkto CO2-Emissionen vor enorme Herausforderungen stellt, den Wohlstand der Privatpersonen und der Nation fördern soll. Doch wie wir alle wissen, hat die Schweiz in ihrer Geschichte Krisen immer als Chancen genutzt. Fragen Sie unsere Ingenieurunternehmen: In den 1800er-Jahren haben sie per Bahn und Strasse die Berge erobert. Im Jahr 2023 profitieren sie und wir noch davon. Dasselbe kann heute wieder geschehen.

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Beim Klima geschieht es gewissermassen schon. Die Konzernführung von Roche hat bereits vor langer Zeit beschlossen, sich auf «Netto-null-Emissionen» zu verpflichten. Das schien zuerst eine unüberwindbare Hürde zu sein. Doch in den letzten Jahren hat sich die freiwillige Einschränkung als Quelle von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit erwiesen. Roche emittiert heute weniger CO2, bedient mehr Kundinnen und Kunden und bietet in der Schweiz mehr und bessere Arbeitsplätze als je zuvor. Gegenwärtig verfolgt das Unternehmen ein noch ehrgeizigeres Ziel, nämlich die realen CO2-Emissionen auf null zu reduzieren.

Über den Gastautor

André Hoffmann ist Unternehmer, Philanthrop und Vize-Präsident von Roche.

Warum schaffen wir es heute besser auf den «Klima-Berg» hinauf? Wahrscheinlich, weil die zuvor festgelegte ehrgeizige Agenda Kreativität und Mittel freisetzt, um die Ziele zu erreichen. Viele andere Schweizer Unternehmen haben sich ähnliche Netto-null-Ziele gesetzt und ähnliche Vorteile geerntet. Was für die Unternehmen eines Landes gilt, gilt auch für die Bürgerinnen und Bürger. Als Land können wir die gleichen Entscheidungen treffen wie viele Unternehmen. Und wir können die gleichen Vorteile erzielen, nämlich Innovationen antreiben und Kosten einsparen.

Einige Vorteile sind sozusagen vor aller Augen verborgen. Denken Sie einmal an das Dach über Ihrem Kopf. Die meisten Häuser, Wohnungen und Büros, in denen wir leben und arbeiten, werden nach wie vor mit fossilen Brennstoffen beheizt. Das ist ineffizient und macht uns abhängig von ausländischen Lieferanten. Doch wenn wir uns selbst nicht motivieren, den Status quo zu ändern, wird nichts geschehen. Die Annahme des Klimagesetzes würde dies ändern. Schweizer Hausbesitzer erhielten deutliche Anreize, um in saubere und kostensparende Alternativen zu investieren, und das Geschäft der einheimischen Bauunternehmer würde belebt.

Mit der Annahme des Klimagesetzes verbessern wir unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit und stärken unsere Souveränität. Seit Jahrhunderten haben wir mit der Welt Geschäfte abgeschlossen, häufig zu unseren Bedingungen – nicht zu denen der anderen. Im Gegenzug haben wir als verantwortungsvolle Weltbürger gehandelt. So konnten wir im ausländischen Wettbewerb bestehen, wirtschaftlich florieren und zu Hause uns selbst treu bleiben.

Dieses Geschäft können wir erneut eingehen. Das Klimaschutzgesetz ist zwar von uns und für uns gemacht, entspricht aber auch den Klimazielen der globalen Gemeinschaft. Das Gesetz, das von über 200 Schweizer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterstützt wird, ermöglicht unseren Unternehmen, sich an international anerkannten wissenschaftsbasierten Zielen zu orientieren und ihre Wettbewerbsfähigkeit – und unseren Wohlstand – zu sichern.

Schliesslich bildet das Klimaschutzgesetz einen Schritt zum Schutz des grössten Schatzes des Landes, nämlich der biologischen Vielfalt. Wir betrachten das Klima häufig aus einer kurzsichtigen Perspektive, wir sprechen nur von CO2-Emissionen und denken nur an die globale Erwärmung. Wer sich aber viel in der Natur aufhält, weiss: In der Natur hängt alles miteinander zusammen.

Das Klimaschutzgesetz wird in der Schweiz von einer in der jüngeren Geschichte beispiellos breiten Koalition unterstützt.

André Hoffmann

Zu Beginn meiner Laufbahn trat ich in die familiären Fussstapfen. Ich setzte mich für den Naturschutz ein, trennte dieses Engagement aber vom Geschäftlichen. Heute weiss ich, dass diese Rechnung nicht aufgeht. Zu unseren Lebzeiten findet ein massives Artensterben statt, die Natur wird immer fragiler.

Wir können zwar unsere natürliche Umwelt nicht unter eine Glasglocke stellen und sie vor menschlichen Aktivitäten abschirmen, aber wir können unseren ökologischen Fussabdruck begrenzen und im Einklang mit der Natur leben. Das Klimaschutzgesetz folgt genau dieser Logik.

Das Klimaschutzgesetz wird in der Schweiz von einer in der jüngeren Geschichte beispiellos breiten Koalition unterstützt. Diese Tatsache sagt schon viel aus und sollte uns ermutigen, die selbst gestellten Herausforderungen anzugehen. Keine einzelne Person und kein einzelnes Unternehmen kann die Klimaziele im Alleingang erreichen – wie man ja auch selten allein einen Berg besteigt.

Doch gemeinsam schaffen wir es an die Spitze, um unseren Wohlstand, unsere Wettbewerbsfähigkeit und unsere Artenvielfalt zu erhalten. Deshalb werde ich ein Ja für das Klimaschutzgesetz in die Urne legen. Bitte stimmen Sie auch dafür!