Russland droht die im April fällig werdende Rückzahlung einer Fremdwährungsanleihe im Wert von zwei Milliarden Dollar in Rubel zu leisten. Das gab das russische Finanzministerium am Dienstag bekannt. Welche Massnahmen es ergreifen könnte, sollten die Gläubiger das Angebot ablehnen, liess das Ministerium offen. Die Investoren könnten bis zum Mittwochnachmittag Anträge auf den Verkauf ihrer Anleihen beim Wertpapierverwahrer National Settlement Depository stellen, hiess es lediglich.
Das Angebot des Ministeriums für die am 4. April fällig werdenden Bonds, Russlands grösster Schuldentilgung in diesem Jahr, folgt auf die Verschärfung der westlichen Sanktionen wegen des Einmarschs in die Ukraine. Der Regierung in Moskau zufolge kommen diese einem «Wirtschaftskrieg» gleich. Als Reaktion darauf hat das Präsidialamt bereits von ausländischen Unternehmen verlangt, dass sie für russisches Gas in Rubel statt in Dollar oder Euro bezahlen.
Wollen russische Behörden Bereitschaft für Zahlungen in Rubel testen?
Es war nicht sofort klar, ob die Anleihegläubiger gezwungen wären, Rubel zu akzeptieren. «Es ist wichtig festzuhalten, dass es sich um ein Ausschreibungsangebot handelt und nicht um eine endgültige Entscheidung, dass diese Anleihen in Rubel bezahlt werden sollen», sagte Analyst Himanshu Porwal vom Finanzhaus Seaport Global. «Vielleicht wollen die russischen Behörden die Bereitschaft der Anleger zur Zahlung in Rubel testen.»
Tim Ash vom Vermögensverwalter BlueBay wertete den Schritt als Teil einer Kampfansage der Zentralbank und des Finanzministeriums, um Zahlungsausfälle «abzuwehren und die Märkte und den Rubel zu stabilisieren». Der Datenbank eMAXX des Finanzdienstleisters Refinitiv zufolge gehörten grosse Vermögensverwalter wie Brandywine, Axa, Morgan Stanley Investment Management und BlackRock kürzlich zu den Inhabern der am 4. April fälligen Anleihe.
Russland leistet weitere fällige Zinszahlung für Frendwährungsanleihe
Russland hat zuvor nach Darstellung des Finanzministeriums auch die dritte fällige Zinszahlung für eine Fremdwährungsanleihe seit Beginn der Invasion in der Ukraine geleistet. 102 Millionen Dollar für die bis 2035 laufende Staatsanleihe seien überwiesen worden. Die Zahlungen werden als Test dafür gewertet, ob die Regierung in Moskau ihren internationalen Verpflichtungen nachkommen kann und Investoren bedient.
Russland hatte erst vor wenigen Tagen die Überweisung von mehr als 117 Millionen Dollar für zwei andere Fremdwährungsanleihen veranlasst und damit eine Staatspleite abgewendet. Wäre es nicht zu einer Überweisung gekommen, wäre dies der erste Zahlungsausfall seit der Russischen Revolution 1917 gewesen, als die Bolschewiken Schulden aus der Zarenzeit nicht anerkannten.
Reuters/sas