Sie haben einen Traum, und sie müssen wissen, es klingt ein bisschen verrückt. Zwei Italiener ziehen aus, um für einen Kanton am Meer zu kämpfen: Geht es nach Andrea Caruso und Enrico Napoleone, beide 51 Jahre alt und Freunde seit Schulzeiten, wird sich Sardinien der Schweiz anschliessen.
Italiener kommen ja gerne mal auf solche Ideen. Im Veneto ergab eine Online-Umfrage 2014 eine Mehrheit für die Abspaltung vom Staat. In Südtirol finden solche Ideen ebenfalls grosse Sympathien. Und der Lega Nord ist der arme Süden seit jeher eine Last, die mittlerweile dienstälteste Partei des Landes entwickelt ganz andere Utopien. Vor gut drei Jahren entwarf sie den Fantasiestaat Padanien – Norditalien gemeinsamt mit der Schweiz, Österreich, Bayern und Savoyen.
Schweiz und Sardininen – «passt perfekt»
Jetzt also Sardinien. Die Idee ist simpel: Der «maritime Kanton», für den Caruso und Napoleone kämpfen, sei zum Vorteil beider Parteien. Sardinien würde vom Anschluss an die wirtschaftlich starke Schweiz und den funktionierenden Staat der Eidgenossenschaft profitieren, so Caruso gegenüber dem «Wall Street Journal». Umgekehrt hätte die Schweiz Zugang zum Meer. «Es passt perfekt», sagt Caruso.
Seit zwei Jahren kämpfen die Sarden für ihre Idee, haben mehr als 10'000 Euro in das Projekt gesteckt und einiges an Energie. Ihre Facebook-Gruppe «Canton marittimo» hat über 13'500 Mitglieder. Die Medien haben national und international über sie berichtet, das «Wall Street Journal» war an ihrer Seite, bis nach Russland ist ihre Botschaft vom Wunsch nach einer Zukunft als Schweizer Kanton vorgedrungen:
Vorteil Badestrand
Das Problem ist nur: Für das wirtschaftliche schwache Sardinien, strapaziert von den Sperenzchen der italienischen Politik, mag das Anliegen ja eine gewisse Dringlichkeit haben. Doch welche Dringlichkeit hat das Vorhaben für die Schweiz, für die der grösste Vorteil im Badestrand im eigenen Land bestehen würde?
Es scheint so, als müsste der Traum vom Anschluss an die Schweiz vorerst einer bleiben.