Sexismus im Bundeshaus: Politikerinnen brechen ihr Schweigen
Der Wahlkampf in den USA wirkt als Katalysator in der Schweiz. Politikerinnen brechen ihr Schweigen – und reden im Sonntagsblick über Sexismus, der ihnen widerfährt. Als «frigide» wird die Aargauer SP-Nationalrätin Yvonne Feri im Wahlkampf für den Regierungsrat beschimpft, als «Emanze, die schlecht aussieht».
Im Bundeshaus, so Feri zu SonntagsBlick, werde sie zuweilen von Politik-Journalisten angemacht: Ohnehin kämen «ab und zu» von Journalisten anzügliche Bemerkungen, sagt Nationalrätin Feri. «Einer sagte aus heiterem Himmel: ‹Ich will mit dir ins Bett, willst du nicht auch?›.»
Tiefe Hemmschwelle
In fünf Jahren habe sie drei solcher Angebote von Medienleuten erhalten. Sogar in der Wandelhalle, sagt sie zu Sonntagsblick. Was Gleichstellung und Feminismus betreffe, sei die Schweiz «ein Entwicklungsland», so die Zürcher SP-Nationalrätin Min Li Marti (42).
Seit Dezember 2015 sitzt sie im Nationalrat. «Als Politikerin kannst du es nie recht machen», sagt Marti im SonntagsBlick. «Du bist zu laut, zu leise, zu kühl, zu emotional.» Rasch heisse es, einer Frau fehle das Selbstbewusstsein. «Ist sie aber ehrgeizig, gilt sie als blöde Kuh, als ‹bitch›.»
Die derzeit höchste Schweizerin erlebt «sexistische Aussagen auf tiefstem Niveau», sagt Nationalratspräsidentin Christa Markwalder (FDP/41). «Die Hemmschwelle, Frauen zu beschimpfen ist tief.»