Im Skandal um Herzkatheter, die das Herz-Neuro-Zentrum Bodensee zu deutlich überhöhten Preisen abgerechnet haben soll, gerät der Thurgauer Regierungsrat Bernhard Koch in die Kritik. Er wusste seit Jahren von den Vorwürfen, ging ihnen aber nicht nach.
Das private Herz-Neuro-Zentrum Bodensee in Kreuzlingen bezog Hunderte Katheter zur Erweiterung von Herzgefässen über den Zuger Zwischenhändler Proventis Care Solutions. Die Firma stellte dafür zum Teil krass überhöhte Beträge in Rechnung – in einem Fall, den der «Beobachter» zitiert, betrug die Marge 422 Prozent. Eigentümer von Proventis sind die Geschäftsleitungsmitglieder des Herzzentrums. Dieses bestreitet, dass überhöhte Rechnungen bezahlt wurden.
Mehr an den Namen der Whistleblower interessiert
Der Thurgauer Regierungsrat Bernard Koch wusste seit Jahren von diesen Vorwürfen, reagierte aber nicht. Der Berner Herzchirurg Thierry Carrel hatte entsprechende Unterlagen, die ihm zugespielt worden waren, bereits «vor fünf oder sechs Jahren» an Kochs Direktion weitergeleitet, aber keine Reaktion erhalten. Auch die Thurgauer SP-Präsidentin Barbara Kern informierte Koch im Jahr 2010.
Weil die Informanten, besorgte Angestellte der Klinik, anonym bleiben wollten, sei Koch nicht bereit gewesen, auf die Vorwürfe einzugehen, sagt Kern. Einer der damaligen Informanten sagt gegenüber dem «Beobachter», dass Koch mehr an den Namen der Whistleblower als an den Missständen interessiert gewesen sei.
Koch hat bereits gegenüber dem «Tages-Anzeiger» jede Verantwortung von sich gewiesen. Es sei «keine einzige Aufsichtsbeschwerde gegen die Klinik eingegangen». Das ist insofern richtig, als Koch tatsächlich nicht in Form einer Aufsichtsbeschwerde informiert wurde.
(jev)