«Wir sind fest davon überzeugt, dass der Negativzins weiter notwendig ist», sagte SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg der «SonntagsZeitung» in einem Interview. «Würden wir jetzt die Zinsen erhöhen, würde sich der Franken deutlich aufwerten, das Wirtschaftswachstum würde zurückgehen, und die Arbeitslosigkeit würde steigen.» Zu Abwendung von Risiken etwa durch eine Überhitzung des Immobilienmarktes seien gezielte Massnahmen derzeit effizienter. Darin seien sich die Zentralbanken weitgehend einig, erklärte Zurbrügg. «Wenn wir aus geldpolitischer Sicht die Zinsen erhöhen müssen, werden wir das machen. Im Moment brauchen wir den Negativzins aufgrund der globalen Ausgangslage.»
Zurbrügg bekräftigte, dass die SNB den Anstieg der Inflation in der Schweiz als vorübergehend einstufe und die Teuerung mittelfristig niedrig bleiben dürfte. «Der Haupttreiber derzeit sind die höheren Energiepreise. Dieser Effekt wird wieder nachlassen.» Auch stiegen die Preise für Dienstleistungen und im Tourismus wieder, nachdem sie im vergangenen Jahr wegen der Corona-Krise eingebrochen seien. Die Notenbank behalte die Entwicklung im Auge.
SNB-Chef plant Rückkehr nach Genesung
SNB-Präsident Thomas Jordan erhole sich gut von einer Herzoperation, sagte Zurbrügg. Wann Jordan an den Arbeitsplatz zurückkehre, stehe noch nicht fest. Auf die Frage, ob die Notenbank eine Nachfolgeregelung habe, antwortete Zurbrügg: «Das ist kein Thema. Thomas Jordan wird sein Amt wieder aufnehmen.»
Die SNB stemmt sich seit mehr als sechs Jahren mit Negativzinsen und Devisenmarktinterventionen gegen eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des Frankens, der in Krisenzeiten als sicherer Hafen gefragt ist. Der nächste SNB-Zinsentscheid ist für 23. September geplant.
tim/Reuters