«Wir haben ein ukrainisches Flugzeug abgeschossen, sagten uns die Vorgesetzten», erzählt ein Kämpfer der pro-russischen Oplot-Milizen einem Reporter des «Corriere della Sera». «Als wir zur Absturzstelle aufbrachen erwarteten wir einen Kampf mit Fallschirmspringern, doch stattdessen fanden wir tote Zivilisten.»
Die Oplot-Kämpfer sind seit dem Abschuss vor Ort und wurden international wegen der Behinderung der Spurensicherung kritisiert. Erstaunlich freimütig berichtet der Kämpfer, der seinen Namen und Rang nicht nennen darf, dem italienischen Journalisten über den Tag des Absturzes. Angesprochen haben die Reporter den Mann am Mittwoch vor einem der Kühlwagen, in dem die Leichen der 298 Opfer des Abschusses aufbewahrt wurden.
«Wir machten uns auf einen Kampf gefasst»
«Am Donnerstagnachmittag befahlen uns die Kommandanten, uns mit Waffen und Munition zu rüsten und in die Lastwagen zu steigen.» Minuten zuvor habe es eine heftige Explosion in der Luft gegeben. «Wir haben ein Flugzeug der Kiewer Faschisten abgeschossen«, habe man ihnen gesagt, so der Oplot-Kämpfer.
«Sie warnten uns vor möglichen Überlebenden und wir machten uns auf einen Kampf gefasst», sagt der Rebell. «Meine Männer und ich suchten nach Fallschirmen, doch dann sah ich in den Trümmern ein totes Mädchen.» Das Kind sei höchstens fünf Jahre alt gewesen. «Ein schrecklicher Anblick. Da war mir klar, dass es sich nur um ein ziviles Flugzeug handeln konnte.»
«Wir fanden noch mehr tote Menschen und geplatzte Koffer. All diese armen Leute mit ihrem Gepäck waren ganz sicher keine Soldaten», so der Rebellenkämpfer. Trotzdem zeigt er laut «Corriere della Sera» kein Schuldbewusstsein. Der 31-jährige Minenarbeiter fühlt sich offenbar sicher in Torez. Von den italienischen Reportern lässt er sich sogar fotografieren.
Rebellen-Aussage widerspricht der offiziellen Version
Die Aussagen gegenüber dem «Corriera della Sera» widersprechen der offziellen Version der pro-russischen Rebellen. Diese hatten immer die Regierung in Kiew beschuldigt, das Passagierflugzeug abgeschossen zu haben. Das Interview mit dem Oplot-Mann unterstützt aber den Verdacht, wonach das Malaysian-Airlines-Flugzeug – offenbar aus Versehen – von pro-russischen Rebellen abgeschossen wurde.