Der Ukraine-Krieg hat dem Militärbündnis Nato neues Leben eingehaucht. So haben die Nato-Staaten am Gipfeltreffen in Madrid diese Woche die grösste Verstärkung ihrer militärischen Präsenz in Europa seit dem Ende des Kalten Krieges beschlossen.
Mehr als 300’000 Soldatinnen und Soldaten sollen in höchste Alarmbereitschaft versetzt werden: Sie sind ausgebildet, innerhalb von dreissig Tagen auf einen Angriff zu reagieren.
Schweden und Finnland treten der Nato bei
Gleichzeitig soll die europäische Verteidigung mit zusätzlichen Streitkräften, mehr Luftwaffe und neuer Ausrüstung verstärkt werden.
Die USA sagten zudem, dass sie weitere 5000 Soldatinnen und Soldaten nach Rumänien und Grossbritannien sowie 1000 nach Estland schicken würden.
Nachdem die Türkei ihr Veto gegen die Beitrittsanträge Schwedens und Finnlands fallen gelassen hat, wird das Bündnis auch zwei neue Mitglieder aufnehmen. Das verstärkt die exponierten baltischen Staaten.
Chinas Militärmacht beunruhigt die Nato
Diese Aufrüstung und Vergrösserung der Nato läutet eine neue Ära ein. So rückte auch erstmals die militärische Präsenz Chinas in den Fokus der Nato.
Diese stelle eine «Herausforderung» dar, waren sich die Staats- und Regierungschefs einig. Die Nato müsse darum die Beziehungen zu den demokratischen Staaten im asiatisch-pazifischen Raum vertiefen, um ein Gegengewicht zu Peking zu schaffen.
So nahm Premierminister Fumio Kishida als erster japanischer Regierungschef an einem Nato-Gipfel teil. Er forderte eine deutliche Verbesserung der Beziehungen seines Landes zum Bündnis und lud Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zu einem baldigen Besuch in Tokio ein.
China verfügt weltweit über die grösste Armee mit 2’000’000 aktiven Soldatinnen und Soldaten sowie 1’170’000 Reserven. Letztere haben eine militärische Ausbildung und können im Ernstfall eingezogen werden.
Die Nato-Macht USA schafft es mit 1’390’000 aktiven Soldatinnen und Soldaten und 745’000 Reserven nur auf den dritten Platz der weltgrössten Armeen.
Die jüngste Ankündigung Pekings, eine unbegrenzte Partnerschaft mit Moskau aufzubauen, hat zudem in der Nato für Besorgnis gesorgt.
Das abschliessende Gipfeldokument werde zeigen, dass die Verbündeten die Auswirkungen der chinesischen Politik auf die kollektive Sicherheit intensiv durchdacht hätten, sagte ein hochrangiger US-Beamter am Mittwoch vor Reportern und Reporterinnen.
«Wir wissen, dass China die Ukraine genau beobachtet», sagte die britische Aussenministerin Liz Truss auf einer Konferenz am Rande des Gipfels.
Sie sagte, es bestehe ein «reales Risiko», dass Peking, ebenso wie Moskau, eine «katastrophale» Fehlkalkulation wie eine Invasion in Taiwan vornehmen könnte.
(Bloomberg/bsc)